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Ruskin, John
Ausgewählte Werke in vollständiger Übersetzung (Band 11/12): Moderne Maler (Band 1-2) — Leipzig, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.3877#0207

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geschlossen, die Zartheit der liebenden Lippen ist
fest und ruhig. Es liegt das darüber, was dem
Atmen wehrt: etwas, das weder Tod noch Schlaf,
aber das treue Abbild beider ist. Die Hände
sind nicht erhoben zum Gebet, nicht gefaltet; die
Arme liegen flach am Körper und die Hände
kreuzen sich. Der Faltenwurf verbirgt die Füße und
verhüllt die Formen der Glieder, aber nicht ihre
Feinheit.

4. ÜBER SYMMETRIE ODER DAS SYM-
BOL GÖTTLICHER GERECHTIGKEIT

Die Symmetrie wird allgemein als notwendiger Be-
standteil der Schönheit empfunden. Dinge, deren
Natur völlige Symmetrie ausschließt, verlangen nach
Gleichgewicht, um mit Freuden betrachtet zu werden.
Man darf nur nicht Symmetrie mit Proportion ver-
wechseln. Symmetrie ist die Gegenüberstellung
gleicher Quantitäten, Proportion die Verbindung un-
gleicher Bestandteile mit einander. — Symmetrie ist
für die Würde jeder Form notwendig, und wo sie
fehlt sind andere Elemente der Schönheit verhältnis-
mäßig wirkungslos, doch ist sie mehr ein Modus
Qualitäten zu arrangieren, als selbst eine Qualität.
Daher besitzt sie wenig Macht über die Seele, sofern
andere Schönheitselemente fehlen. Eine Form kann
süßlich und symmetrisch sein, wie viele Ornamente
der Elisabethanischen Zeit, und doch nicht so süßlich,
wie sie ohne Symmetrie wäre . . .

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