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erschloß den lieblichsten Durchblick auf den Dom,
den Park der Cascinen und den nach Abend hin
eilenden Arno.

§ 68. In der Stadt selbst waren die Klöster noch von
frommen und menschenfreundlichen Mönchen be-
wohnt'; bald verstattete man mir in der Mehrzahl der-
selben — wie man es bei den Franziskanern in Fiesole
getan hatte — umherzustreifen, wo ich wollte, und zu
zeichnen, was mir gefiel. Doch brachte ich fast alle
meine Zeit in der Sakristei und dem Chor von S.
Maria Novella, der Sakristei von S. Croce und in den
Zellen von S. Marco zu. In der Academia studierte
ich nur Fra Angelico; die Lippis und Botticellis
waren mir noch verschlossen, die Ghirlandajos aber
im Chor von S. Maria Novella bestätigten in ihren
breiten Farbenmassen die Gesetze, die mir in Venedig
klar geworden waren, zugleich aber führten sie mir
aufs deutlichste die fein ausgeprägten Persönlichkeiten
der florentinischen Rasse und der florentinischen Kunst
vor Augen. In Venedig erkannte man den Fischer
nur an seinem Netz, den Heiligen an seinem Heiligen-
schein. In Florenz aber sind Engel und Prophet,
Ritter und Eremit, Mädchen und Göttin, Fürst und
Bauer sie selbst und nichts anderes, verkleide sie,
wie du willst.

Niemand störte mich in meiner Altarnische bei meinen
Ghirlandajos. Hinter dem Hochaltar wurden keine
gottesdienstlichen Handlungen vorgenommen, von den
Vergnügungsreisenden hatten selbst die am besten
 
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