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Es kam mir, als ich damals so tagaus, tagein mit
höher entflammtem Gefühl an dem zweiten Band der
,Modernen Maler' arbeitete, nicht sowohl darauf an,
einen bestimmten Plan zu verfolgen, als zwei deut-
lich getrennte Impulse zu befriedigen. Ich wollte
erstlich mir selbst die Natur jener Schönheit klar
machen, die, wie ich jetzt sah, den lebenden Orga-
nismus in allen einander bedingenden Einzelheiten
aufs glücklichste durchdrang, hinab bis zu dem ge-
ringsten Detail und zu dem aufs feinste vollendeten
Bau körperlicher Gebilde, die die Natur hervorbringt.
Und ich wollte ferner Wesen und Einfluß zweier dem
britischen Publikum fremden Kunstschulen erklären
und illustrieren, der des Fra Angelico in Florenz und
der des Tintoretto in Venedig.

§ 126. Ich kann nicht beurteilen und kaum auch kann
ich eine Vermutung darüber aussprechen, in welchem
Umfange das Buch nach einer dieser beiden Richtun-
gen hin seinen Zweck erfüllte. Gewöhnlich wird es
nur seiner schwungvollen Stellen wegen gelesen; seine
Theorie der Schönheit findet kaum Beachtung — was
ich darin zum Lobe Tintorettos gesagt habe, hat es
noch nicht dahin gebracht, daß auch nur ein einziges
seiner besten Werke für die National Gallery ange-
kauft worden ist. Hingegen will mir scheinen —
vielleicht in eitler Selbstgefälligkeit — als habe ich
nicht wenig an der Bewegung teilgehabt, die zu der
segensreichen Tätigkeit der Arundel-Gesellschaft in
Italien geführt hat, sowie an der Vergrößerung unserer
 
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