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Marktleute standen — heut würde kein sterbliches
Wesen es glauben, wie klein sie gewesen sind. Man
zitterte fast, ein Korb mit Äpfeln könne zu schwere
Ladung sein. Die Dampfer hielten an allen Orten
des nördlichen Ufers an, hauptsächlich der Landleute
wegen; oft waren die kleinen Kajüten ganz leer. Dem
Engländer war der Genfer See gar zu langweilig, wenn
er länger als eine Stunde darauf bleiben sollte.
§ 223. Nun traf es sich eines Tages, daß wir von
Vevey nach Genf fuhren. Es war heiß auf Deck, und
wir gingen alle in die kleine Kajüte hinunter, an deren
Fenstern die Wellen, die das Schaufelrad aufrührte,
in entzückend wilden, grausilbernen Massen vorüber-
rauschten. Außer uns (das will sagen außer Papa,
Mama, der alten Anne und mir) war nur noch eine
Familie in der Kajüte, Amerikaner vom besten Schlage,
wie wir mit Recht annahmen. Eine Mutter mit drei
Töchtern und einem Sohn — alle unter seiner Obhut,
er etwa fünfundzwanzig oder sechsundzwanzig Jahre
alt, die Schwestern jünger, die Mutter gerade alt ge-
nug, um ihre Mutter sein zu können, alle von stiller,
anmutiger Heiterkeit. Der Tisch im Kajütenraum, der
mit den herkömmlichen, uninteressanten Neuigkeiten
und ein paar alten Witzblättern bedeckt war, trennte
uns. Die Wellen schössen vorüber; keine der beiden
Gruppen redete. Nur bemerkte ich, daß der junge
Amerikaner von Zeit zu Zeit höchst aufmerksame,
obwohl durchaus höfliche Blicke auf meinen Vater
und meine Mutter richtete.
 
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