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ZUR EINFÜHRUNG

Die Voraussetzungen für die Erfassung der Künstlerpersönlichkeit des Timotheos
sind denkbar ungünstig, so daß die Frage nach der zeitlichen Übersicht seines
Oeuvre und dessen näherer stilistischer Einordnung im wesentlichen auch heute
noch unbeantwortet erscheint. Es ist keine einzige Signatur bekannt, die Überlie-
ferung fließt nur spärlich, und das antike Kunsturteil hat sich mit den Werken des
Timotheos nicht befaßt. Ebenso ungewiß wie die landschaftliche Herkunft des
Meisters ist die Werkstatt, in der er seine künstlerische Ausbildung erfuhr.
Die einzige sichere Ausgangsbasis bilden daher die Skulpturenreste des Asklepios-
Tempels von Epidauros, denn in den fragmentarisch erhaltenen Abrechnungs-
urkunden erscheint der Name des Timotheos unter denen der beteiligten Bildhauer.
Ohne jedoch den genauen Anteil des Meisters an der Bauplastik von Epidauros
bestimmt und damit seinen persönlichen Stil erkannt zu haben, wurde von der
Forschung eine Reihe untereinander zum Teil stark heterogener Werke angeschlos-
sen. Auf diese Weise entstanden voneinander wesentlich abweichende Auffassungen
vom Schaffen des Timotheos1. Die Beliebtheit seiner Schöpfungen bei den römischen
Kopisten erschwerte den Weg und hat vielfach den Blick für das Echte getrübt.
Offensichtlich eklektische Nachbildungen müssen aber aus der Überlieferung aus-
geschieden werden. Dadurch verringert sich zwar die Zahl der auf Timotheos
zurückgeführten Werke, aber das Bild seiner Persönlichkeit bereichert gereinigt
unsere Vorstellung.

1 Vgl. besonders Amelung, Ausonia 3, 1908, 91 ff. Lippold, DLZ. N. F. 4, 1927, 2258. Ders., PhW.
1928, 402; 1932, 647. Ders., Gnomon 9, 1933, 453; 20, 1944, 73. RE. 2. Reihe VI 1363 s. v. Timotheos
Nr. 76 (Lippold). Ders., Plastik 219 ff.
 
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