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I. DIE SKULPTUREN IM ASKLEPIOS-HEILIGTUM
VON EPIDAUROS

a) DIE TEMPELPLASTIK ,
Trotz mehrfacher Behandlung des Skulpturenschmucks des Asklepios-Tempels
in Epidauros scheint bis heute der Anteil der verschiedenen Bildhauer und besonders
des Timotheos, der die tüttoi geliefert haben soll, in keiner Weise geklärt. Auch der
Ansatz der in der Bauinschrift überlieferten Zeit der Ausführung von 43/4 Jahren
schwankt und wird zwischen den neunziger und siebziger Jahren des vierten Jahr-
hunderts v. Chr. hin und her geschoben2. In der Rezension zu J. F. Cromes Publika-
tion der Giebelskulpturen3 schreibt K. Schefold4 gar die Amazonen dem 'WestgiebeF
ab5 und neigt (im Anschluß an Ch. Karousos und N. Yalouris) dazu, an ihre Stelle
Niobiden zu setzen.
Die ganze Kontroverse über die Bedeutung des Begriffs tütto; kann hier nicht
neu behandelt werden6; nur soviel scheint festzustehen, daß die tuttoi nicht aus
dem Zusammenhang der Bauplastik des Tempels gelöst werden dürfen, also nicht
Reliefs irgendwelcher Art waren7. Andererseits darf der Begriff kaum zu wörtlich
2 IG. IV 1484 (Fränkel). IG.2 IV 102 Abb. Taf. 6 (Hiller v. Gaertringen). P. Kavvadias, Fouilles
d’Epidaure I (1891) 78 ff. Nr. 241. Thiersch, NGG. 1, 1938, 163 ff. — Zur Datierung der Inschrift vgl.
Kavvadias a. O. I 83 ff.: O oft für OY und fi, E für EI und H, Zeichen der Übergangsepoche der ersten
Jahre des 4. Jhs., in der das ionische Alphabet noch nicht gefestigt erscheint.
3 J. F. Crome, Die Skulpturen des Asklepiostempels von Epidauros, Dort die ältere Literatur nach den
grundlegenden Publikationen von Kavvadias a. O. und A. Defrasse—H. Lechat, Epidaure (1895). —
Zur Amazonomachie vgl. ein weiteres, von H. Gropengießer im Museum von Epidauros entdecktes
Fragment: AM. 69/70, 1954/55. 105 ff. Taf. 12. 13.
4 Gnomon 25, 1953, 311 ff. Ders., AA. 1954, 294 ff.
5 Da sie zu jung seien und über den Stil der Akrotere noch hinausgingen, außerdem habe die berittene
Penthesilea nur in der Giebelmitte Platz, wo man sie sich als Barbarin nicht vorstellen dürfe; anders
Gropengießer a. O. 107 Anm. 5 und G. Roux, L’Architecture de l’Argolide ... 83 ff. (Hier auch zum
ersten Mal eine exakte Bearbeitung der Bauglieder. Die lichten Tympanonmaße sind 10,71 x 1,125 —
1,15 X 0,395 m).
6 Beste Zusammenfassung bei Picard, Manuel III 1, 325 Anm. 3.
7 Richter, AJA. 31, 1927, 80 ff. Zum'Begriffswandel von tüttos vgl. v. Blumenthal, Hermes 63, 1928,
391: Hohlform — Relief — Abdruck einer Form — Statue — Urform — plastische Skizze. Wolters in
Corolla Ludwig Curtius 25 ff. Crome 17: die Asklepios-Reliefs sind gemeint, die das Ergasterion, in dem
das Kultbild gearbeitet wurde, schmückten. (Sicher als 'Reliefs’ jedoch erst bei Paus. 4, 23, 5; 8, 31, 1;
9, 11, 3)- Roux, BCH. 80, 1956, 518 ff. Zuletzt Tamassia, Arch. Class. 13, 1961, 124 ff.

Jdl. 22. Erg.-Heft

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