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IV. HIPPOLYTOS-ASKLEPIOS UND APHRODITE KATASKOPIA
IN TROIZEN

Im zweiten Buch (32, 4) erwähnt Pausanias bei seinem Besuch von Troizen in dem
außerhalb der Stadt gelegenen Kultbezirk eine Statue des Asklepios von Timotheos.
Da die Troizenier die Statue für Hippolytos hielten, muß der Gott jugendlich und
unbärtig dargestellt gewesen sein.
Die Identifizierung der von Pausanias aufgezählten Bauten auf Grund der Über-
reste des bereits um 250 v. Chr. durch ein Erdbeben teilweise zerstörten heiligen
Bezirks ist bis heute nicht überzeugend gelungen.
Nach G. Welter ist das Asklepios-Heiligtum eine Neuanlage aus dem Ende des
vierten Jahrhunderts157. Äußerst fraglich aber ist vor allem, ob der 30 m östlich des
großen Bezirks gelegene und aus derselben Zeit stammende Bau von 31,85 m : 17,35 m
wirklich dem Hippolytos geweiht war. Es scheint vielmehr, als habe das jüngere
Asklepios-Heiligtum, zu dem vor allem der großangelegte Peristylhof gehört, einen
älteren heiligen Bezirk des Hippolytos — dem Heilkraft zugeschrieben wurde —
abgelöst158. Dann liegt es doch aber nahe, in dem kleinen Antenbau, der, mit einer
eigenen Terrassenmauer umgeben, den eigentlichen Kern des später angefügten
Asklepieions bildete, den »Tempel des Hippolytos«159 zu erblicken. In diesem kapel-
lenartigen kleinen Bau kann sich das »alte Kultbild« befunden haben, das Pausanias
noch sah. Tatsächlich ist durch geometrische Scherben an dieser Stelle der älteste
Kultplatz nachgewiesen. Die Statue des 'Asklepios’ von Timotheos muß wohl in
unmittelbarer Nähe des Antenbaus gestanden haben; wenn das Asklepieion wirklich
erst am Ende des vierten Jahrhunderts gegründet wurde, mag die Statue in der Tat
ursprünglich als Abbild des Hippolytos in seiner Eigenschaft als heilender Heros
geschaffen und erst später in Asklepios umbenannt worden sein.
Das in Sparta gefundene Fragment eines jugendlichen Heros, das von W. Ame-
lung und A. Schober mit der Statue des Timotheos in Troizen in Zusammenhang
gebracht wurde, hat mit dem Stil unseres Meisters nichts zu tun160. Dagegen läßt
sich ein Torso in Venedig (Abb. 45), der durch seine Attribute deutlich als Asklepios

157 G. Welter, Troizen und Kalaureia 26 ff. Taf. 2. 11. 12.
158 Zum troizenischen Asklepieion vgl. U. Hausmann, Kunst und Heiltum 28.
159 Paus. 32, 1.
100 BSA. 12, 1905/06, 436 Abb. 2. Helbig3 1261 (Amelung). Schober, ÖJh. 23, 1925/27, 4 f. — Nur
gleicher Zeitstil.
 
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