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storbenen Gemahls begonnen und nach ihrem Tode im Jahre 351 von den beteiligten
Künstlern aus eigenem Antrieb zuende geführt worden. Wir werden bei der Behand-
lung der Skulpturenreste zu entscheiden versuchen, daß 353 als Anfangsdatum auch
aus stilistischen Gründen wesentlich zu spät sein dürfte. Wenn aber auf Grund
äußerer Indizien das Grabmal des bedeutendsten karischen Satrapen aus dem Zu-
sammenhang der Neuanlage der Stadt (die spätestens um 362 ihr Ende fand204)
nicht gelöst werden darf, erscheint E. Buschors These einer umfangreichen Weiter-
führung der Arbeiten nach dem Tode der letzten Auftraggeberin, Artemisia, von
vornherein wenig glaubhaft205. Zu diesem Zeitpunkt müßte der Bau vielmehr bereits
im wesentlichen fertig dagestanden haben206.
b) DIE MAUSOLEUMSPLASTIK
Eine umfangreiche Literatur hat die Skulpturenreste des Mausoleums207 zum
Thema.
Seit H. Brunn208 ist immer wieder versucht worden, ihren Stil zu dem tatsächlichen
Anteil der vier von Plinius (36, 30) genannten Künstler — Skopas/Ost, Bryaxis/Nord,
Timotheos/Süd, Leochares/West — in Beziehung zu setzen. Sehr bald schon regte
sich aber auch die Skepsis gegenüber Plinius’ schematischer Aufteilung. Man glaubte,
nur in einem jeweils verschiedenen Kompositionsprinzip der vier Friesseiten die vier
Meister unterscheiden zu können. Skopas wurde mehrfach zum leitenden Meister
erklärt und ihm die Verantwortung für den gesamten Entwurf gegeben209. Anderer-

204 Vgl. auch die Münzen von 367, B. V. Head, Historia Numorum2 629.
205 Buschor, Maussollos.
206 Unter den Rekonstruktionsvorschlägen verdient besondere Beachtung derjenige von F. Krischen,
Die griech. Stadt Tat. 37; zuletzt ders., Weltwunder der Baukunst in Babylonien und Ionien 72 ff. Taf.
26. Vgl. die Zusammenstellung bei v. Breen a. O. Anders zuletzt noch K. Jeppesen, Paradeigmata, wo
auch die Frage nach der Unterbringung der Friese neu gestellt wird. Jeppesen schlägt — im Gegensatz
zu Krischens These des Doppelfrieses am Sockel (a. O. und BJbb. 128, 1923, 8 ff.) —vor, den Kentauren-
Fries an einem umlaufenden Postament für die Freistatuen unterzubringen (2öff.). Wenn Satyros, der
dem mutterländisch attisch-ionischen Bereich näherstehende Parier, tatsächlich für die Architekturde-
tails verantwortlich zu machen ist (vgl. Drerup, Jdl. 69, 1954, 1 ff-J anders Riemann a. O.), ist die Unter-
bringung eines der Friese am ionischen Gebälk — gegen die sich Pytheos als ausführender Architekt
allerdings verwahrt hätte (vgl. seinen Athena-Tempel zu Priene) — immerhin möglich. Wichtiger er-
scheint uns in diesem Zusammenhang die Frage nach dem zeitlichen Verhältnis der beiden Friese: der
Amazonen-Fries, nicht nur der am besten erhaltene der drei Friese, sondern auch anscheinend der älte-
ste, hat zweifellos am Unterbau des Mausoleums seinen Platz gehabt. Der Stil des sehr viel schwerer
zerstörten Kentauren-Frieses spricht für eine etwas spätere Entstehung — und dementsprechend andere
Anbringung. Der Wagen-Fries wirkt durch seinen effektvollen und dekorativen Gesamteindruck am
jüngsten; er saß vielleicht an der Cella.
207 Brit. Mus. 1000—1086. A. H. Smith, A Cat. of Sculpt. Brit. Mus. II 91 ff.
208 Kl. Schriften II 357 ff.
209 Ablehnend gegenüber der Meisteraufteilung Lechat, REA. 12, 1910, 352 ff. Zschietzschmann, Welt
als Geschichte 1, 1935, 443. Wace, ASAtene 24—26, 1946—48, in ff. Adriani, Atti della Accad. dei
Lincei 345, 1948, 443 ff. Crome 54. Riis, Gnomon 25, 1953, 87. M. Bieber in Anthemon ... in Onore di
C. Anti 67 ff.
 
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