XIII.
WOHNBAU — SAKRALBAU - MONUMENT
Architektur ist ihrem innersten Wesen nach Raumgestaltung-,
haben wir immer bekannt, wo es darauf ankam, ihren Grundbegriff
festzustellen. Solange sie unmittelbar dem dunklen Drange des
schöpferischen Triebes folgt, bewegt sie sich im Sinne des Raum-
willens; sie vollzieht sich in der Richtung unseres Vorwärtsgehens,
Vorwärtshantierens und Vorwärtssehens, also in der dritten Dimen-
sion, der Tiefe. Die Raumentfaltung vom menschlichen Subjekt
aus bildet ihre natürlichste Aufgabe und das Hinausschieben der
Grenze vom Anfang bis ans Ende bleibt die Hauptsache für die
Gewinnung des Spielraums, der die eigene Person umschließen soll,
während die seitlichen Verbindungen dazwischen links und rechts
sich im Entlanggehen wie von selber ergeben. So entsteht, ob in
dürftigen Zeichen der Phantasie, ob in vollständiger Durchführung
für die Wirklichkeit das Raumgebilde.1) Die ersten Versuche zur
Abgrenzung eines näheren Bezirkes gehen kaum über die Anord-
nungen des Kindes hinaus. Die Spuren der Fußsohlen im Sande,
die schmale Furche mit dem Stecken gezogen, eine Reihe von
hellen Feldsteinen auf dem dunklen Erdboden oder von kleinen
Holzpflöcken auf dem grünen Rasen genügen schon zur fortlaufen-
den Bezeichnung der Grenzen ringsum. Es ist freilich, wenn wir
den Vorgang genetisch betrachten, nur ein mimischer Niederschlag
auf der Grundebene, und das Ganze, das zustande kommt, als sinn-
fälliges Ergebnis, ist nicht mehr, aber auch nicht weniger als ein
Rahmen, der drunten am Boden liegend den Menschen als Haupt-
stück der Füllung einschließt. Aber solange die Einhegung ringsum
vom selben Standpunkt darinnen übersehbar bleibt, wird auch die
Beziehung zum Haupte des aufrechtstehenden Menschen nicht auf-
gehoben. Liegen die Grenzen auch weiter hinaus, als seine Tast-
region unmittelbar reicht; hat sich der Urheber auch von der Be-
l) Vgl. Beiträge II, S. 5 f. Wesen der archit. .Schöpfung S. 12.
WOHNBAU — SAKRALBAU - MONUMENT
Architektur ist ihrem innersten Wesen nach Raumgestaltung-,
haben wir immer bekannt, wo es darauf ankam, ihren Grundbegriff
festzustellen. Solange sie unmittelbar dem dunklen Drange des
schöpferischen Triebes folgt, bewegt sie sich im Sinne des Raum-
willens; sie vollzieht sich in der Richtung unseres Vorwärtsgehens,
Vorwärtshantierens und Vorwärtssehens, also in der dritten Dimen-
sion, der Tiefe. Die Raumentfaltung vom menschlichen Subjekt
aus bildet ihre natürlichste Aufgabe und das Hinausschieben der
Grenze vom Anfang bis ans Ende bleibt die Hauptsache für die
Gewinnung des Spielraums, der die eigene Person umschließen soll,
während die seitlichen Verbindungen dazwischen links und rechts
sich im Entlanggehen wie von selber ergeben. So entsteht, ob in
dürftigen Zeichen der Phantasie, ob in vollständiger Durchführung
für die Wirklichkeit das Raumgebilde.1) Die ersten Versuche zur
Abgrenzung eines näheren Bezirkes gehen kaum über die Anord-
nungen des Kindes hinaus. Die Spuren der Fußsohlen im Sande,
die schmale Furche mit dem Stecken gezogen, eine Reihe von
hellen Feldsteinen auf dem dunklen Erdboden oder von kleinen
Holzpflöcken auf dem grünen Rasen genügen schon zur fortlaufen-
den Bezeichnung der Grenzen ringsum. Es ist freilich, wenn wir
den Vorgang genetisch betrachten, nur ein mimischer Niederschlag
auf der Grundebene, und das Ganze, das zustande kommt, als sinn-
fälliges Ergebnis, ist nicht mehr, aber auch nicht weniger als ein
Rahmen, der drunten am Boden liegend den Menschen als Haupt-
stück der Füllung einschließt. Aber solange die Einhegung ringsum
vom selben Standpunkt darinnen übersehbar bleibt, wird auch die
Beziehung zum Haupte des aufrechtstehenden Menschen nicht auf-
gehoben. Liegen die Grenzen auch weiter hinaus, als seine Tast-
region unmittelbar reicht; hat sich der Urheber auch von der Be-
l) Vgl. Beiträge II, S. 5 f. Wesen der archit. .Schöpfung S. 12.