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Schwäbischer Merkur.

Nro. Z9. — Freitag, den zo Merz 1792.


Rheinland e.
Als KurMainzjsche wahlGesandts gehen zur
Kaisirwahl am Z Julius der Mainzische DomDe-
chanr Baron Fechenbach und der Geheime Rath
und Kanzler Baron Al bin: nach Frankfurt ab.
Frankreich.
Paris, den 2Z Merz. Noch immer fahren die aus-
gewanderten Franzosen fort, diejenigen Offiziere, Unter-
Offiziere und Soldaten, welche bisher dem Vaterlands
treu geblieben sind, zum Abfall und Auswandern zu
verführen. Eine der lezten EinladungsSchnften, die
sie in dieser Absicht an die Regimenter heimlich versen-
deten, führt den Titelt „Höret, Franzosen, die Stimme
der Ehre." Die Soldaten des 48fien Infanterie- und
die Dragoner des 6ten Regiments haben diese Schrift
der Nat.Bersammlung eingeschikt, mir dem Zusaz:
„Wir hören sie, diese Stimme der Ehre. Sie befiehlt
uns, Verführer und Verräther zu verachten, dem Eide
und Vaterlande treu zu bleiben, und diß gegen alle Ver-
schworne zu vertheidigen."
Seitdem der KonstitutionsFreund Grave als Kriegs-
Minister angcstellt ist, hat der König dem General Af-
fry, den die Pariser einen Aristokraten nennen, das Mi-
litairKommando von Paris abgenommen, und dem Kon-
stitutivnsFreund General Vietinghof übertragen. — Die
drei neuen Französischen Minister fangen damit an, daß
sie aus ihren Kanzleien und GeschaftsStuben alle ihre
Untergeordnete, die aristokratisch gesinnt sind, entfer-
nen und statt deren nur wahre Freunde der Konstitution
und der Freiheit aufnehmen. Eben so sollen auch alle
im Auslande angesiellte Französische Gesandten und Ge-
schafteFührer, wenn sie nicht als Freunde der Konsti-
tution sich beweisen, entlassen werden.
(Innerlicher Krieg.) In dem südlichen Frankreich
kam es vor einigen Tagen zwischen den Marseillern und
den beiden Regimentern La Mark und Jager zu einem
Gefechte, wobei diese beide Korps zur Hälfte niederge-
mezelt, die übrige Mannschaften aber entwafnet wur-
den. Und dann schwuren die Marseiller, nicht eher wie-

der das Schwerdt in die Scheide zu stecken, As alle je-
ne Bezirke von öffentlichen Feinden der Konstitution ge-
reiniget seyn würden.
(Drei neue Minister.) Nun sind auch die Stel-
len der z Minister, welche ihren Abschied begehrt ba-
den, ersezt. Der König hat den Garnier zum Ju-
stizMinister (an DüPorts Stelle), den Roland de
la Plattiere zum Minister der Innern Angelegen-
heiten (an Cahier's Stelle) und den bekannten Fr-
nanzKundigen aus Genf Claviere zum Steuren-
Minister (an Tarbe's Stelle) ernannt. Auch diese
z find (so wie die vor einigen Tagen ernannte z
neue Minister) Mitglieder der KonstitutionsGesillschast
im JakobinerKlubb. Nun (sizt dieser Bericht hinzu)
muß es mit der Konstitution gehen oder irgendwo
brechen. Im bisherigen ungewissen Zustande wird
bei einem solchen Ministerium nun das StaatsSchiss
nicht mehr lange mit Furcht und Hofnung kämpfen.
Entweder werden nun König, die 6 entschlossene Ja-
kobiner als Minister, und die NationalVersammlung
schnell und glüklich siegeln, oder bald stranden oder
gänzlich scheitern.
(Plan zu Eintreibung der Steuren) Die Nat.
Versammlung hat dem Wunsche aller guten Bürger ent-
sprochen und ein Dekret erlassen, wodurch der ZeitPurckt
sestgesizt wird, wann die öffentlichen Steuren eingetrie-
ben werden müssen, und wodurch alle Steuerbaren und
die öffentlichen Verwalter durch ZwangsMittel angehal-
ten werden, ihre Pflicht zu erfüllen. In dem Dekret
wird sestgesizt:
Bis auf den er7en April dieses Jahres 1792 müssen
2 Drittheile von der Grund- und MobiliarSteuer für
das Jahr 1791 bezalt seyn, das nut einbegriffen, was
Jeder indessen aufAbschlag bezahlte. Das lezte Dritte!
wird in z Theile getheilt, davon ein Theil zu Ende des
April, der andere zu Ende des Mai, und der dritte
zu Ende des Junius entrichtet werden muß. Wer als-
dann noch nicht bezalt hat, gegen den ergeht in den
ersten Tagen des Julius die Exekution.
 
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