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Schwäbischer Merkur.

Nrs. n8. — Montag, den i Oktober 1792.


Pole n.
Warschau, den l 2 Sept. Dem seit 12 Jahren in Pe-
tersburg stehenden Polnischen Gesandten Deboli hat man
dort erösnet, daß seine Person der Rchsifchen Kaiserin
nicht mehr angenehm sei, und daß er schnell, am 28
August, abreifen sollte. Als Ursache giedr mau an, er
babe falsche Berichte von den Gesinnungen der Kaiserin
gegen Polen nach Warschau eingeschikt, welche den Pol-
nischen RcichsTag, wahrend die Konstitution vom zten
Mai 1791 formirt wurde, gegen die Kaiserin aufge-
bracht habe. — Die GeaeralKonföderation hat alle vom
König seit dem Z Mai ertheilte Belohnungen, Patente
und EhrenZeichen kassier, alle neue Gerichte gesperrt
und die Richter verabschiedet. Der neue Preussische
Gesandte von Buchholz hat am n Sept, seine An-
tritrsAudienz bei dem Könige gehabt.
Frankreich.
sEndigung der NationalVersammlungft Paris,
den 2i Sept. Gestern erhielt die Nat.Vers. noch fol-
gende Berichte: „Paris ist endlich ruhig. Das Volk
fangt an sich nicht mehr durch angeschlagene Schriften
hmtergehen und zm* Anarchie führen zu lassen, während
man ihm ohne Aufhören von seiner Freiheit und Sou-
vrainite vorpredigt. Die Thärigkeir der gutgesinnten
Bürger vermehrt sich. Bald werden die Berschwornen
entweder fliehen oder sich verbergen müssen. Jede der
48 Abrheilnngen hat die Verbindlichkeit auf sich genom-
men, mit aller Kraft alle in ihrem Bezirke wohnende
Menschen und deren Vermögen zu sch uzen." — Die
NmonalVersammlung beschloß, daß der Kommendant
Dämpfen, so w's die Garnison und d?e Bürgerschaft von
Chionville, welche insgesammt ihre Pflicht treu und
rhang erfüllt haben, der ganzen Nation zum ehrenvol-
len Angedenken und zur Belohnung empfohlen werden
sollen. — Ferner wurde der AufsichtsAusschuß der seit
dem ro August regierenden StabtVorstcher kaffut, weil
er durch seinen barbarischen Dsspblismus unter Anführung
des berüchtigten Marat sehr viele Grausamkeiten, will-
kührliche GefangermehmunZen re, yerübr, und Paris in

eine MörderGrube verwandelt hatte. Auch Mrd b§s
schlossert: Alle ArresiBefehle müssen hinführo vom Maire
und 4 Mitgliedern der Municipalitat unterschrieben und-
nur bei Tage (wo nicht besondere Eile nörhig ist) aus-
geführt werden. In der Stadt, worin die gesezgebsn-
de Versammlung wohnt, kann bei TodesStrafe nuk
diese, sonst Niemand, Sturm lauten lassen.—Hierauf
wurden alle noch nicht ausgefertigte Protokolle sorge-
lesen, berichtiget, und unterzeichnet. — Eswurde-ge-
meldet, daß die NationalKonvention sich konstituirt ha-'
be, und bereit sei, den Plaz der Nat.Vers, in derem Saale
rc. einzunehmen. Sogleich erhob sich die NationalVer-
sammlung; ihr Präsident rief aus: „Die gesezgeden-
de Versammlung hat hiemit ihre Sizung geen-^
diger." . Sie gieng der ankommenden NaüonalKonven-
tion entgegen, und diente ihr dann als Begleitung zu-
rük in den bisherigen NationalVersammlungsSaal,
WO die NationalKonvention einzog und Plaz nahm.
fNationalZusamenkunft. - Ihre erste Geschäfte.
— Abschaffung der AZnigsWürde. — Republik
Frankreichs Es war Morgens um 11 Uhr, am 21
September, als die NationalConvention zu arbeiten ans
sieng. Perron ist ihr erster Präsident, und Camus,
Londorcet, Rabaud, Vergmaux, Bristol, La
Source, sind die ersten Sekretairs.
Manuel sprach Zuerst: „Als einst Cynsas in den Rö-
mischen Senat gicng, glaubte er eine Versammlung
von Königen zu sehen. Bei uns könnte diese Vergleichung
nicht Statt finden. Wir müssen uns als wahre Welt-
Weise zeigen; als Freunde der Menschheit, die das
Glük der Welt bereiten rc. — Ich wünsche, daß der
Präsident von Frankreich in dem NanoualGsbaude,
daS man dieThuillerien heißt, wohne, und, zur Ehre
der Nation selbst, ausgezeichneter Ehrs geniesse."
Matthieu. „Weg jezr mit Ceremoniel I Wir haben
dringendere Geschäfte vor uns. Laßt uns nm kühner
Hand alle bislM-igen SmarsGewalten Umstürzen und
auf ihre Trümmer passendere errichten!"
Chabot, „Weg mir Präsidenten von Frankreich in
 
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