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Schwäbischer Merkur.
Nr». 14. — Mitwoch, den l Februar 1792.
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Frankreich.
sL^arbonne findet eine Vermehrung der diseiplt-
mrten und strenge subordknirten LinienSoldaten,
— nicht der NarionalGarden — zum Krieg noch-
rvendig.^ Paris, dm 24 Jan. Gestern, noch vor
der Eröfnung der Berathfchlagungen der NationalVer-
sammlung (deren Präsident jezt Guader ist) hielt der
KriegsMmister eine Rede, worin er unter anderm be-
merkte : „Wenn die Regimenter incomplet gelassen
werden, so ist ein glüklicher Erfolg auch bei unferm ge-
rechtesten Kriege unmöglich. Jede Veränderung in dem
Augenblik, da Armeen agiren sollen, ist an sich gefähr-
lich und erregte in der Armee selbst, so wie bei dem
Feinde, unangenehme Vorstellungen. NeueRekrutirun-
gen erfordern Zeit. Wir haben aber kaum noch so viele
Zeit, um Truppen, die schon brauchbar sind, marschi-
ren zu lassen. Alles Muths und Patriotismus der Na-
tionalGardeu unerachtet, ist es unmöglich den Krieg zu
führen, wenn wir nicht genug solcher Truppen haben,
die für eure bestimmte Zeit engagirt und aller Strenge
der KriegsAucht unterworfen sind. — Wenn nicht die
LinienArmee noch 51,200 Rekruten erhält, so kann ich
für den Erfolg nicht responsabel seyn. Ehre und Ge-
wissen fordern laut von mir, daß ich die KriegsMini-
stersStelle niederlege, wenn man mich nicht in den noth-
wendigsten Bedürfnissen unterstüzt, wenn die Versamm-
lung auf die Vorstellung von mir und andern der Sache
kundigen Generalen und Offizieren nicht Rüksicht nimmt.
Um aber zu beweisen, daß ich mich für die Sache des
Volks und der Freiheit gerne Mlfopfere, werde sich dann
als gemeiner Soldat der Konstitution den Tod suchen,
in welchem untersten Posten ich nicht mehr verpflichtet
bin, die Zahl oder Stärke unsrer Feinde zu berechnen."
jZolgen dieser Rede. — Schluß der Nat. Vers,
in der KekrutirungsSache.^l Diese Rede des Mini-
sters machte tiefen Eindruk. Redliche und gemäßigte
Männer bedauerten, daß die Nat. Vers, auf gewisse
Art die Feinde des Stars zu Zeugen der Schwierigkeiten
gemacht, welche sich der Ergänzung der Regimenter ent-

gegen stellen. Doch man raste sich HM zusammen und
hoste, daß die Gefahr des Vaterlandes alle Söhne des-
selben in Feuer sezen werde. War doch NordAmerika,
bei seinem Kampf um Freiheit, bei ähnlichem Geld-
Mangel, bei innerlichen und äusserlichen Feinden der
Freiheit, auch lange in der Verlegenheit, um Soldaten
zu haben. Es war genöthiget, durch IwangsGeseze
Manner zu den Fahnen herbei zu treiben, sie durch
Zwang dabei zu erhalten, und endigte damit, genug
Männer zu sehen, weiche heiliger Eifer für die Vater-
landsSache unter die Fahnen führte, welche Patriotis-
mus dabei erhielt, welche den Sieg alten an Krieg ge-
wöhnten Truppen entrissen. -°- Endlich wurde folgen-
der Schluß gefast: „Sogleich soll jede Municipalitat
alle ihre Bürger und NationalGarden in dem Haupt-
Orte des Kantons zusammen kommen lassen. DabB
muß sich ein Verwalter des Distrikts oder ein Kommis-
sarins des DistriktsDirektoriums einfinden. Alle Bür-
ger werden vorgeladen zur Vertheidigung des Vaterlan-
des zu eilen, und die Namen derjenigen, welche sich
dazu unter die LinienRegimenter begeben wollen, wer-
den ausgezeichnet. Jeder dieser Rekruten muß zwischen
18 und 50 Jahren im Alter stehen, nicht kränklich,
nicht fehlerhaft gewachsen, nicht durch eine Strafe ent-
unehrt seyn. Jeder Rekrut für die Infanterie muß im
Französischen Maas wenigstens 5 Fuß, für die Kaval-
lerie und Artillerie 5 Fuß Zoll und für die Dragoner,
Jäger und Husaren 5 Fuß Z Zoll hoch seyn. Die En-
gagementszeit für dieselbe ist für die Infanterie Z Jahre,
für die Kavallerie und Artillerie 4 Jahre. Sobald der
Frieden hergestellt oder die Armee bis auf den Friedens-
Fuß vermindert wird, können alle, die sich jezt engagi-
ren lassen, ihren Abschied erhalten, wenn auch ihre
Engagementszeit noch nicht zu Ende wäre. Als Hand-
geld wird jedem der sich als Infanterist anwerben läßt
8v Livres, dem Kavalleristen und Artilleristen aber 12s
Livres bezalt. Alle Soldaten, alte bisherige oder n eue,
welche ihre AnwerbungsKapitulation, wenn sie zu Ende
gcht, erneuern, erhalten von da an als HandgeldsZu-
 
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