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L7O

jprach mit dem Könige rmd dann mit dem Volk, welches
mit Ungestüm forderte, daß derKönig sein Veto, das er über
die 2 Dekrete wegen der eidscheuen Priester und der 22020
Mann'ausgesprochen hatte, zurüknehmen soll. „Mit-
Bürger, sagte Pethion, eure Forderung ist dem Gesez
zuwider. Man würde sagen, der König sei nicht frei,
wenn ihr ihn dazu zwingen wolltet." Der König sezte
die rothe mir NationalBandern behängte FreiheitsKappe,
welche ihm das Volk überreichte, auf, und versicherte
mehrere Male seine Anhänglichkeit an die Konstitution.
Endlich nachdem er 4 Stunden da gestände^ schlugen
wir ihm vor, ihn in ein inneres Zimmer zu führen.
Wir faßten ihn in unsre Mitte, und waren so glüklich
ihn, jedoch nicht ohne Gefahr, dahin zu bringen. Ich
sezte ihn auf einen LehnSessel *. denn er war gan^kraft-
los. Die Königin kam mit ihrer Familie. Sj>e war-
fen sich dem König in die Arme: Sie und wir Anwesende
alle um sie her weinten mir."
Abends um 12 Uhr war wieder Alles im Schloß leer
und die Ruhe in der Stadt war hergestellt; und Pethion,
der mit diesem Bericht in der Nat.Vers. erschien, hatte
die Unverschämtheit zu sagen, es sei nirgend ein Exzeß
dorgefallen.
Am 22sten hat die NationalVersammlung folgende
2 Dekrete gegeben: „Hinfuhro sollen die Munizipalitä-
ten die (bisher von den Pfarrern in ihren KirchenVü-
chern geführte) Verzeichnisse der Gebornen, Ehen und
der Gestochenen führen." — Morgen sollen die b Mini-
ster der Nat.Vers. Bericht erstatten: „Auf welche andere
Art der König das zu bewirken gedenke, was die N.V.
durch die 2 vom König verworfene Dekrete (die Ver-
bannung der unruhigen Priester und Aufstellung einer
NationalGardeArmee zwischen Paris und den Granzen)
zur Sicherheit des Staats habe erreichen wollen?"
England.
London, den izten Jun. Einige Unruhen, die sich
neuerlich in einigen Städten Englands, selbst auch in
einer Vorstadt von London ereignet haben, geben jezt zu
vielen Untersuchungen Anlaß. — Man sagt, England
wolle seine KüstenBcwahrer und noch einen andern klei-
nen Thei! seiner Flotte, blos Zm Beobachtung und Ver-
sicherung eigener Neutralität, nur schicken. — Lord
Lhurlow bleibt Kanzler. Der König hat dessen Zwist
mit Pitt friedlich beigelegt.
Polen.
Warschau, den 9 Jun. Unsre Armee enthält jczt
122,222 Mann. Unsre Ausgewanderten hatten (so
wie es die Französischen Ausgewanderten thaterr) der Kai-
ferm vorgesrM. daß. Jedermann in Polen, Eine Pa,.hie

ausgenommen, mit der Konstitution unzufrieden sei;
daß, wenn sich nur Russische Truppen zeigen werden,
sogleich das ganze Land ihnen Zufällen werde. Die
Russischen Generale finden jezt das Gegentheil und ma-
chen jenen bittere Vorwürfe. — Die 2220 Mann,
welche neulich (s. S. 256) von dem Lieutenant Gole-
jewsky zmükgetrieben wurden, waren Tataren.
sJezige Stellung der Polnischen und Russischen
Armee in der Ukraine.) Warschau, den 9 Jun.
FürstPoniatowsky hat nun sein Lager beiLubar in Voll-
hynien bezogen, und die Russische Colonne, die zwi-
schen Pawoloz und Berdyczow im Kiowischen bisher
stund, hat sich auf erhaltene Nachricht von der Verei-
nigung unsrer Kiowischen und Brailow'schen Division
zurükgezogen. Da der Feind uns so nahe ist, so kann
es bald zu einem HanprTrcffen kommen.
BriegsSchauplaz an Frankreichs Granzen.
Mez, den 21 Jun. Auch Vpern, Warneton
und viele andere Orte in Flandern sind schon von Luk-
ners Armee besezt. Der Marschall will nun auf Dor-
nik und Brügge losgehen. — La Fayette hat St.
Giulain abermals besezt uud sich der Schleusten und
Pässe nach Mons bemächtiget. Er erwartet nur noch
das schwere Geschüze, um die Belagerung dieses Orrs
vornehmen zu können.
sBestarigung der vorgestrigen Nachricht von dem
Einrücken der Französischen Armee in die Mestrei-
chische Niederlande.) Brüssel, den 22 Jun. Ein
Theil von unserm WestFlandern, wo keine Truppen wa-
ren, ist, soweit das Land ohne eine Festung undVer-
theidigung steht, von Lnknern bcsezr worden. In Men-
nin wehrten sich 80 Oestreicher Stunde lang; und in
Courtray wehrte sich der Obrist Mstius mit 8oo Mann
von GrünLaudon gegen 10,222 Franzosen 2 Stunden
lang, bis diese noch 2222 Mann Unteistüzung erhiel-
ten. (Der vorgestrige französische Bericht spricht nur von
i Bat. Inf. und 9 Esk. Kavallerie, und dann von Z
Bat. Inf. Unteistüzung). Eist dann Zogen sich dielln-
srige zurük, da sie alle ihr Pulver und Blei verschossen
hatten. Sie liessen auch 1 Kanone zurük, weil die
Pf rde davon gctödtet waren. Es wurden 102 Mann
der Unsrigen theils getobter, therls verwundet, dage-
gen aber 422 Franzosen getobter. — Jezt wird
r n TruppenKorpö zusammengezogen, um sie wieder zu
vertreiben: ja man sagt, unser General Beaulieu habe
sich schon zwischen Eonryk und Mcnnin hinemgestellt
und die Französische Armee getrennt. Der Vortrab der
Franzosen, derMennin rc. wegnehmen half, bestehl aus
Belgiern aus dem Haufen des Bethüne Charost.
 
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