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47;

Schwäbischer Merkur.


Nro. izi. — Mitwoch, Len zi Oktober 1792.


Frankreich.
^Beruhigende Verhältnisse mir Spaniens Paris.
Am 22 Okt. erhielt die N-rtiorralKonvention folgenden
AmtsBericht von dem Französischen Gesandte»^^^
goin in Spanien: „Ohne die an Spanien graazende
Provinzen Frankreichs vonKriegsRüstungen abhalten zu
wollen, sehe ich mich doch verbunden, die Republik
über die Gesinnungen des Spanischen Hofes zu beleh-
ren und zu beruhigen. Der König von Spanien ent-
schließt sich in der Sache Frankreich zu Nichts. Viel-
leicht liegt ihm das Wohl und die innere Ruhe feines
Reichs mehr am Hezen als sein persönlicher Ruhm.
Ooer wartet^e--v.clleich;, ob der Schluß der Französi-
schen NatioualKonvenrwn, welcher Frankreich als Re-
publik erk.ärr, werde von der Nation gebilligt oder
mißbsil'ger werden. Es ist zu wünschen, daß die Fran-
zosen Nichts rhun, was diesen König zum Krieg aufzu-
fordern scheint."
„Spanien hat nichts Drohendes und in jedenfalls
nichts Furchtbares. Alle seine Truppen enthalten nicht
m?hr als 40,000 Mann: und überdiß sind dieJnsame-
rieRegimenter nicht vollzählig. Von dieser Macht ist
ein Theil zum inner» Dienste in den Garnisonen in Ge-
meinschaft der LaudMiliz nothwendig. So hatte also
die Spanische Regierung kaum 20 bis 25 tausend Man,
wenn sie je n'-t Frankreich Krieg anfangen wollte. —
Ich weis auch, daß Manchs glauben, es seien 15 tau-
send Französische Ausgewanderte in Spanien, tue sich
im Krieg gegen ihr Vaterland an die Spanische Armee
anschliessen würden. Aber unter allen diesen F'üchrlm-
gen sind kaum 200 zumKrieg Fähige. Denn fast alle
Offiziere sind langst schon nach England und Deutschland
zur See abgegangen: und die übrige französische Aus-
gewanderte haben sich von der Gränze hinweg in das
Innere von Spanien begeben müssen. — Auf diesen
Bericht können Sie sich verlass». Jchwlll meineLands-
Lsüte nicht einftblafern: aber ich halte mich verbunden
Zu sagen, daß Frankreich Nichts als höchstens Verthei-
digungsAnstaken vorzukehren habe. — Noch seze ich

hinzu, daß, aller bisherigen ZeitungsRachrichten uns
erachtet, sich bis jezt noch in keinem Spanischen See-
Hafen, eine Rüstung zu einem Krieg zur See entdeke»
laßt."
HOiß beweist hinlänglich die Unwahrheit der vor et-
lichen Wochen durch WienerBriefe verbreiteten Sage,
daß Spanien den Krieg gegen Frankreich erklärt habe.)
Zugleich mit obigem Bericht des Gesandten wurde der
Nar.Konvennon gemeldet, daß nächstens die an Spa-
nien angchnzsude Departements mit allem zur Berthei-
diguug Norhwendigen vollends versehen seyen, und daß
aut jeden Fall 40,000 Mann zum Empfang der Spa-
nien, wenn sie je kommen wollten, da stehen werden.
sGesez gegen die Französischen Ausgewanderte.
— Ewrge Verbannung derselben^ Paris. Am
2g Okt. kam die Sache der Ausgewanderten vor der
NationalKonvention wieder zur Sprache. Büzot
und nach ihm Danton sagten: Es gibt Z Arten von
Ausgewanderten. 1) Die mit den Waffen in der Hand
als offenbare Feinde gegen das Vaterland ergriffen wer-
den. Gegen diese ist die TodeöStrafe festgesezt. 2)
Die aus Frankreich in ein gegen diß feindlich denkende
oder handelnde Land entwichen sind, und gegen ihr Va-
terland Krieg zu erregen suchen. Z) Feige oder Furcht-
same, die in neutrale Länder, wie England und die
Schweiz, geflohen sind. Auch diese beide Gattungen
sind des Namens Französischer Bürger unwürdig. Wie
sollten sie wieder in das Land der Freiheit kommen kön-
nen , da sie sich nie unter den Gedanken, daß Frank-
reich Republik sei, beugen; da sie sich immer um Un-
ruhen zu erregen verschwören würden^ Ihre Güter blei-
ben Zern Vaterlande. Künste nehmen sie nicht mit.
Sie mögen gehen, mit ihrer Eitelkeit, in die Länder, die
sie aufnehmen wollen. Ein Gesez gegen sie ist kein Ges
ftz gegen Auswanderung. Denn Auswanderung ver-
dient nicht den Tod. Ihr stosset nur Lenke von Euch,
deren eigener Wille war, nicht mit Euch zu leben, nicht
an Euren Gefahren Theil zu nehmen. Sie haben sich
selbst verbannt." w.
 
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