Charakter gegeben, der auch dem Mythos der Griechen von An-
fang eigen ist. Ja gerade in der zarten, lebendigen Einheit, in
welcher sich Erscheinung und Sinn, Leib und Geist, Idee und Bild
für den griechischen Geist durchdringen, liegt auch die Mög-
lichkeit, dies Verhältnis aus seinem ursprünglichen Grunde zu
lösen, sobald man es nicht mehr als Wirklichkeit empfindet, die
Einheit jener Begriffspaare zu lockern oder zu verflüchtigen.
Wie man von hier aus zu jeder Form von „Mantik“, von Alle-
gorie, Parabel, Gleichnis kommen kann (wie ungriechisch all
dies seinem Wesen nach!), brauche ich nicht mehr zu erörtern.
Ich gehe aber auch nicht mehr auf die mythologischen und alle-
gorischen Bildungen der römischen Symbolik, auf ihre Be-
ziehung zum Staatlichen und zur Person des Imperators näher
ein, — so wichtig diese als Vorbild für ähnliche Darstellungen
seit der Renaissance geworden sind. Indem ich die Entwick-
lung zeigte, welche von der griechischen Mythologie zur Alle-
gorie führt, wollte ich das Wesen selbst jener späten, barocken
Bildungen verständlich machen. Durch die antike Parallele ist
die Erscheinung, welcher unsere Betrachtung gilt, nicht zu be-
gründen, auch nicht durch das Problem „Copie“: die Ent-
sprechungen zwischen römischer und barocker Allegorie nach-
zuweisen, würde ein reizvolles aber umfangreiches Sonderthema
bilden. Aber wie wir im griechischen Mythos eine die Um-
bildung zur Allegorie begünstigende Eigentümlichkeit ver-
anlagt fanden, so werden wir auch im 17. Jahrhundert, wenn
Mars, Bellona, Minerva uns begegnen, ihre „allegorische“ Be-
deutung nur aus ihrer Genealogie, aus ihrem ursprünglich
mythologischen Wesen ganz begreifen. Die weltliche Apotheose
endlich, wie sie in der Verschmelzung geschichtlicher und
religiöser Vorstellungen, in der Versammlung himmlischer
Mächte um die Person des Herrschers nur im kaiserlichen Rom
und in den absoluten Monarchien, wie sie das 17. Jahrhundert
ausbildete, möglich war, setzt doch immer die eigentümliche
Spannung voraus, in welcher sich der Mensch gegenüber dem
Ewigen befindet. Man kann sich aber eine geistige Erscheinung
auch dort, wo sie sich in der Geschichte der Menschheit wieder-
holt, ihrem Wesen nach vielleicht erklären, wenn man sich die
Kräfte bewußt macht, aus denen sie ursprünglich entstand. So
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fang eigen ist. Ja gerade in der zarten, lebendigen Einheit, in
welcher sich Erscheinung und Sinn, Leib und Geist, Idee und Bild
für den griechischen Geist durchdringen, liegt auch die Mög-
lichkeit, dies Verhältnis aus seinem ursprünglichen Grunde zu
lösen, sobald man es nicht mehr als Wirklichkeit empfindet, die
Einheit jener Begriffspaare zu lockern oder zu verflüchtigen.
Wie man von hier aus zu jeder Form von „Mantik“, von Alle-
gorie, Parabel, Gleichnis kommen kann (wie ungriechisch all
dies seinem Wesen nach!), brauche ich nicht mehr zu erörtern.
Ich gehe aber auch nicht mehr auf die mythologischen und alle-
gorischen Bildungen der römischen Symbolik, auf ihre Be-
ziehung zum Staatlichen und zur Person des Imperators näher
ein, — so wichtig diese als Vorbild für ähnliche Darstellungen
seit der Renaissance geworden sind. Indem ich die Entwick-
lung zeigte, welche von der griechischen Mythologie zur Alle-
gorie führt, wollte ich das Wesen selbst jener späten, barocken
Bildungen verständlich machen. Durch die antike Parallele ist
die Erscheinung, welcher unsere Betrachtung gilt, nicht zu be-
gründen, auch nicht durch das Problem „Copie“: die Ent-
sprechungen zwischen römischer und barocker Allegorie nach-
zuweisen, würde ein reizvolles aber umfangreiches Sonderthema
bilden. Aber wie wir im griechischen Mythos eine die Um-
bildung zur Allegorie begünstigende Eigentümlichkeit ver-
anlagt fanden, so werden wir auch im 17. Jahrhundert, wenn
Mars, Bellona, Minerva uns begegnen, ihre „allegorische“ Be-
deutung nur aus ihrer Genealogie, aus ihrem ursprünglich
mythologischen Wesen ganz begreifen. Die weltliche Apotheose
endlich, wie sie in der Verschmelzung geschichtlicher und
religiöser Vorstellungen, in der Versammlung himmlischer
Mächte um die Person des Herrschers nur im kaiserlichen Rom
und in den absoluten Monarchien, wie sie das 17. Jahrhundert
ausbildete, möglich war, setzt doch immer die eigentümliche
Spannung voraus, in welcher sich der Mensch gegenüber dem
Ewigen befindet. Man kann sich aber eine geistige Erscheinung
auch dort, wo sie sich in der Geschichte der Menschheit wieder-
holt, ihrem Wesen nach vielleicht erklären, wenn man sich die
Kräfte bewußt macht, aus denen sie ursprünglich entstand. So
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