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Simson, Otto von
Zur Genealogie der weltlichen Apotheose im Barock besonders der Medicigalerie des P.P. Rubens — Leipzig, Strassburg, Zürich: Heitz & Co., 1936

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1. Teil: Darstellung des Menschen bis zur Renaissance
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2. Kapitel: Die Feier des Menschen in der Renaissance und die religiöse Bewußtwerdung des Individuums
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https://doi.org/10.11588/diglit.63507#0109
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Fresko, „Leo der Große vor Attila“ trägt Leo der Große, da
Julius inzwischen gestorben war, die Züge Leos X. So wie die
Hunnen waren 1512 die Franzosen aus Italien geflohen und
dann nach der Schlacht bei Novara ein zweites Mal vertrieben
worden. Mit der „Befreiung Petri“ ist auf die Befreiung des
Kardinals Medici (Leo X.) nach der Schlacht bei Ravenna ange-
spielt. In der 3. Stanza, von Rafael und Giulio Romano, treten
dann schon die Beziehungen auf den Papst, „welche in der
1. Stanze nur leise anklingen, in der 2. schon viel deutlicher her-
vortreten, . . so stark hervor, daß der strenge Zusammenhang
bedenklich gelockert erscheint, und die Absicht sich störend be-
merkbar macht.“1) Die Krönung Karls des Großen durch Leo III.
zeigt Karl mit den Zügen Königs Franz I.: bei dem Bunde von
1515 hatte sich Franz ausdrücklich verpflichtet, den Kirchen-
staat zu beschirmen. Unter dem Fresko befindet sich die Unter-
schrift: „Karl der Große, Schutz und Schirm der römischen
Kirche.“ Der „Reinigungseid Leos III.“ spielt auf die Be-
endigung des Laterankonzils an. Der Grundsatz „Gott, nicht
den Menschen steht es zu, über Bischöfe zu urteilen“, welcher
als Unterschrift unter dem Bilde steht, war auf der 11. Konzil-
sitzung (19. Dezember 1516) ausgesprochen worden. Der
„Seesieg Leos IV. bei Ostia“ erinnert an den Krieg gegen die
Ungläubigen und die Bedrohung der italienischen Küsten,
Welche das Pontifikat Leos X. von Anfang an in Anspruch ge-
nommen hatten. Die „Löschung des Borgobrandes durch
Leo IV.“ soll durch die Architekturen im Vordergrund den Neu-
bau der Peterskirche symbolisieren.2) Bei diesem letzten Bilde
ist die Beziehung zu dem Mediceer-Papst nur durch den gleichen
Namen angeknüpft: überall sind Leo III. und Leo IV. „mit den
unschönen Zügen“ Leos X. dargestellt. — Im Constantinssaal
hat dann Penni die Taufe Constantins und die Constantinische
Schenkung abgebildet. Papst Sylvester trägt beide Male die
Züge Clemens VII. Zwischen diesen Fresken befinden sich in
Nischen die überlebensgroßen Gestalten großer Päpste der alten
Kirche, Clemens I. und Leo I. sind wiederum als Bildnisse der

*] Pastor a. a. O. IV., 1. S. 492 ff.
2) Pastor beruft sich bei dieser Deutung auf Strzygowsky.

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