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Stuttgarter Mitteilungen über Kunst und Gewerbe — 1905-1906

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Muthesius, Hermann: Das englische Haus
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https://doi.org/10.11588/diglit.6371#0010
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Landhaus Clencot, Gloucestershire. Erbaut um 1885 von George und Peto. Aus Hermann Muthesius, Das englische Haus. Bd.

Entwicklung. Berlin M04-bei Ernst Wasmuth. S. 141.

DAS ENGLISCHE HAUS.

Von Hermann Muthesius.

Es ist noch nicht lange her, daß man auf dem Kontinent fest daran glaubte,
daß England zwar eine ausgezeichnete Literatur, aber keine Kunst habe
das Wort in dem heute üblichen Sinne der Malerei und Bildhauerei gebraucht.
Man hielt den Engländer von Natur für unkünstlerisch. Bald darauf, es war
vor etwa zwanzig Jahren, wurde Englands Malerei entdeckt und bot dabei
nie geahnte Ueberraschungen. Der künstlerische Ruf Englands schnellte weiter
hoch empor durch die Verbreitung, die die Zeitschrift ..The Studio" fand. Hier
wurde der Vorhang von einer Welt ganz selbständiger Betätigung in der ge-
werblichen und häuslichen Kunst weggezogen, zu einer Zeit, als wir noch
unerschüttert an das Kopieren der alten Meister glaubten. England stand
jetzt mit einem Schlage als künstlerische Großmacht, ja als Führerin da, die
der Kunstrichtung der Zeit den Kurs angab. Namentlich regte es mächtig
zu jenem Neuausgang an, den die sogenannten dekorativen Künste von der
Mitte der neunziger Jahre an auch in Deutschland nahmen.

Seitdem hat sich die Begeisterung freilich wieder abgeschwächt. Die deutsche
Einschätzung der englischen Malerei ist etwas gesunken, seitdem der französische

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