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Stuttgarter Mitteilungen über Kunst und Gewerbe — 1905-1906

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Lotter, C.: Die Stuttgarter Straßenbezeichnungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.6371#0067
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hausgäßle; Rotestr., 1536 Rotegasse; Sängerstr., 1867 angebaut, nach Wohnungen
von Mitgliedern der Kgl. Hofbühne; Schnialestr., 1764 nach dem großen
sogenannten Hirschgassenbrand (1761) Neue Str. genannt; Staffelstr., 1873
wegen ihrer Treppenanlage; Steinstr., 1764 Ordonnanzgasse, teilweise auch
Autenriethsgäßle genannt; Südheimerplatz seit 1902 nach der neuen Häuser-
kolonie Südheim; Taubenstr., bis 1895 Pfarrstr. in Heslach; Traubenstr., 1862
nach den früheren dortigen Weinbergen; Tulpenstr., 1894 nach den dortigen
Gärtnereien; Ulmenstr., bis 1895 Querstr. in Heslach; Weinstr., 1764 Schuler-
gäßle genannt.

Gewöhnliche Vornamen tragen: die Adolfstr. 1899, Albertstr. 1898, Alfredstr.
1901, Gottliebstr. 1898, Heinrichstr. 1898, Jacobstr., früher Cyriacs- vulgo
Zilokengäßle, die schon erwähnte Martinstr. 1888, die Ottostr. 1898 und die
schon erwähnte Rudolfstraße.

Familiennamen führen neben schon aufgeführten, wie Brenner-, Lorenz-,
Merzstr. u. a. die Knödelstr. 1902, Müllerstr. in Gaisburg 1902 und Neefstr. 1897.

Prächtige alte Namen aus dem reichen Borne deutscher Sage und Dichtung
fehlen zurzeit noch vollständig. C. Lotter.

C. Lotter,
Stuttgarter
Straßenbe-
zeichnung.

Besprechung des Buches: Hermann Muthesius, Das englische Haus.

Bd. I: Entwicklung des englischen Hauses. Berlin 1904 bei Ernst Wasnmth.

Es ist für die Entwicklung unserer heutigen Baukunst von nicht zu unterschätzender Bedeutung,
daß ein feinsinniger Architekt, versehen mit dem Rüstzeug exakter historischer Forschung und in
reichem Maße begabt, seinen Wahrnehmungen klaren und überzeugenden Ausdruck zu verleihen, es
unternommen hat, die Entwicklung der englischen Hausbaukunst zu untersuchen, von deren
letzter Phase die festländische Bewegung in so hohem Grade beeinflußt worden ist. Das englische
Haus war ja schon seit mehr als einem Jahrzehnt den deutschen Architekten nicht mehr unbekannt.
Eine Reihe von Publikationen deutscher und englischer Verleger und Zeitschriften unterrichtet
in ihrer Weise seit einigen Jahren über den englischen Wohnbau. Allein diese Veröffentlichungen
hatten mehr den Zweck, den ohnehin schon allzureichen Motiven- und Ornamentenschatz des Archi-
tekten zu bereichern, ihm die mehr oder weniger unselbständige ..Nachempfindung" der englischen
Wohnbauten zu ermöglichen, als ein Bild der englischen Bewegung zu geben.*

Das Buch von Muthesius zeigt nun in erster Linie die historische Entwicklung. Mit den Augen
des modernen Baukünstlers, der aber durchaus historisch denkt, zeichnet M. in kurzen Zügen einen
Ueberblick des Wohnens in England von den ältesten Zeiten an, geht auf die für das Verständnis
jeder bodenwüchsigen Bauweise so notwendigen psychischen Eigenschaften der Bewohner, auf die
klimatischen und kulturellen Verhältnisse des Landes ein, sammelt volles Licht auf die Eigenheiten
des englischen Wohnbaus, die sich durch ihr frühes und dauerndes Dasein oder immer wieder-
kehrendes Erscheinen als spezifisch englisch erweisen, und gelangt schließlich zu dem Wohnbau der
älteren Generation der heutigen Architekten. Unter der trefflichen Führung des Buches stellt sich
dieser Typus als ganz natürliches Produkt einer geschichtlichen Entwicklung dar. Nun setzen die aus
der kunstgewerblichen Richtung des Morris hervorgegangenen stärkeren künstlerischen Individuali-
täten, und namentlich die phantasiebegabten Schotten, ein, die das Haus in allen seinen Details als
einheitliches Kunstwerk aufgefaßt wissen wollen, sich nun formal in Gegensatz zu dem hergebrachten
stellen und doch rein handwerklich und technisch um so eifriger alte Kunstfertigkeit zu erneuern
trachten. Die Darstellung dieser historischen Entwicklung, dann die Charakteristik der englischen
Architekten, namentlich auch der erfindungsreichen Schotten — von einem Reichtum und einer
Treffsicherheit des Ausdrucks, den man in unseren Abhandlungen über moderne Kunst meist ver-
geblich suchen wird —, schließlich die sorgfältig ausgewählten Abbildungen: jeder einzelne dieser
Vorzüge würde allein genügen, dem Muthesiusschen Werk auch für Deutschland bleibenden Wert
zu geben. Es bietet aber für uns noch einen besonderen Nebengewinn: da die Entwicklung des
Insellandes dem Verfasser häufig Gelegenheit gibt, nach dem Festland auszublicken. Durch den

* Davon ist das kleine gute Buch von R. Dohme, »Das englische Haus«, Braunschweig 1888, auszuschließen, das aber den
interessantesten Teil der englischen Entwicklung von 1888 ab nicht miterlebte.

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