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Stuttgarter Mitteilungen über Kunst und Gewerbe — 1905-1906

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Muthesius, Hermann: Das englische Haus
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https://doi.org/10.11588/diglit.6371#0022
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Haus Fives Court in Pinner bei London. Erbaut von Cecü Brewer. Muthesins a. a. O. S. 173.

zum Eßzimmer oder zum Hauptwohnzimmer, zum drawing-room macht. Stets
ist der erste Schritt, dies herbeizuführen, der, die Treppe daraus zu entfernen
und ihr nur die Höhe des Erdgeschosses zu geben. Dadurch schrumpft sie
aber zum gewöhnlichen Raum zusammen, der von der alten Halle nur noch
den Gedanken des Mittelraumes, aus dem sich die übrigen Räume erschließen,
behalten hat. Die Treppe aus der Halle ganz zu entfernen, ist überhaupt
die ausgesprochene Richtung der heutigen englischen Hausbaukunst. Die Treppe
führt im englischen Hause nur zu den Schlafzimmern, es liegt also kein Grund
vor, ihr den Charakter der Haupttreppe eines öffentlichen Gebäudes zu geben,
die zu den im ersten Geschoß liegenden Repräsentationsräumen führt. Anderer-
seits vermittelt sie stets Zug und bringt überhaupt das Gegenteil von dem
mit sich, was man Wohnlichkeit nennt. Angesichts dieser Auffassung, wie sie
in England herrscht, erscheint die selbst in kleinen deutschen Villen versuchte
Nachahmung der sogenannten englischen Halle mit sichtbar aufsteigender
Treppe in einem wenig glücklichen Lichte, zumal bei der räumlichen Be-
schränkung, die man sich in der Regel auferlegt, doch selten mehr erreicht
wird, als ein zugiger, zweckloser Raum von engbrüstiger, brunnenschachtartiger
Wirkung. Die Auffassung und Behandlung der Halle ist heute in England so
unbestimmt, wie sie nur denkbar ist. Sie bildet das Versuchsobjekt aller
entwerfenden Architekten, die mit dem verzogenen Kinde irgend etwas Brauch-
bares anzufangen bestrebt sind, ohne daß dabei bisher viel herausgekommen

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