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Stuttgarter Mitteilungen über Kunst und Gewerbe — 1905-1906

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Muthesius, Hermann: Das englische Haus
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https://doi.org/10.11588/diglit.6371#0028
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H. Muthe-
sius, Das
englische
Haus.

Haus in Edgerton bei Huddersfield, Yorkshire. Erbaut von Edgar Wood. Ansicht der Gartenseite. Muthesius a. a. O. P t/6.

auch der Landschaftsgärtner in breitestem Umfange tut. Die Argumente des
letzteren, bis zum Ueberdruß gehört und in Deutschland noch heute als voll-
gültig hingenommen, verhallen heute in England wirkungslos. Das natürliche
menschliche Bilden, das, was uns am nächsten liegt, ist doch jedenfalls das
geordnete Bilden, d. h. das Bilden in rechtwinkligen Dimensionen. Ebensowenig
wie wir unsere Zimmer in der Form von Höhlen, sondern rechtwinklig bauen,
ebensowenig sollen wir einen Gartenweg in einer willkürlichen Schlängelung
anlegen oder ein künstliches Wasserbecken in die Form einer mit Zement
ausgekleideten Pfütze bringen. Der natürliche menschliche Garten ist zu allen
Zeiten der regelmäßige gewesen, und nur das plötzliche Entgleisen des Kunst-
empfindens, das im 18. Jahrhundert eintrat und im 19. seine so schweren
Folgen zog, konnte die Idee des Landschaftsgärtners heraufbringen. In England
sind die Schlängelwege, die sinnlosen Steinansammlungen, die Zementfelsen,
die Miniaturseen, die Ruinen und Grotten, deren sich der deutsche Villen-
besitzer unter der Obhut der Landschaftsgärtrier heute noch erfreut, von der
Bildfläche verschwunden, ganz zu schweigen von den glasierten Gnomen und
den tönernen Hasen und Rehen, mit denen in Deutschland ein schwunghafter

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