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Stuttgarter Mitteilungen über Kunst und Gewerbe — 1905-1906

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Lotter, C.: Die Stuttgarter Straßenbezeichnungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.6371#0060
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C. Lotter, Ganz unglücklich gewählt erscheinen schon wegen der Aussprache und
Stuttgarter Schreibweise fremdsprachige Namen, wie: Champignystr. und -platz, Retraitestr.,
Straßenbe- oder die frühere Bezeichnung am Legionskasernenplatz. Ebenso Namen mit
Zeichnung. ähnlichem Klange, ein richtiger Reutlinger oder Darmstädter, denen bekannt-
lich die Aussprache des R schwer fällt, wird z. B. Merz- und Metzstr.,
Trauben- und Taubenstr., Ulmer- und Ulmenstr. in der Aussprache nicht
unterscheiden. Der Schwabe mit seinem S- Zischlaut muß sich bei der Aus-
sprache der Sick- und Schickstr. besonders anstrengen.

Bei flüchtiger und schlechter Handschrift dürften die eben genannten, sowie
die Eugen- und Engestr., die Knapp-, Knosp- und Knollstr., die Rappen- und
Räpplen-, Schreiber- und Schreiner-, Spitta- und Spittler- und die abgekürzte
Spitalstr. oft schwer zu entziffern sein.

Zu Verwechselungen, besonders im Gedächtnis, führen die zahlreichen teil-
weise gleichsilbigen Bezeichnungen, wie Bopserstr., Bopserweg und Bopser-
waldstr., Hasen- und Hasenbergstr. und -steige, Heu- und Heusteigstr. und Obere
Heusteige, Frieden- und Friedhofstr., Holz- und Holzgartenstr., Krieger- und
Kriegsbergstr., Linden- und Lindenspürstr., Ludwig- und Ludwigsburgerstr.,
Rosen-, Rosenberg- und Rosensteinstr., Rote- und Röte-, Rotebühl-, Rothenberg-
und Rotenwaldstr., Schick- und Schickardstr., Seiden- und Seidenbergstr., Sonnen-
und Sonnenbergstr. und im Sonnenberg, Spitta- und Spittlerstr., Staffel- und
Stafflenbergstr., Weinstr. und Weinsteige.

Daß der Königswürde zu Ehren der große Graben als künftige Hauptstraße
den Namen Königsstr. erhielt, war selbstverständlich. Der alte Marktplatz
führte von 1811 —1832 dem König zu Ehren den Namen Friedrichsplatz, die
alte Seegasse mit ihrer neuen Fortsetzung erhielt den Namen Friedrichstraße.
Dem Kronprinzen "Wilhelm zu Ehren wurde die alte Hirschgasse, die frühere
Hauptstraße Stuttgarts von 1811 —1832, bis die neu eröffnete Straße zur
Neuen Weinsteige den Namen Wilhelmstr. und Wilhelmsplatz erhielt, Wilhelmstr.
genannt. Auf das übrige Kgl. Haus bezogen sich die Namen:

Charlottenstr. zu Ehren der ersten Gemahlin des Kronprinzen Wilhelm, der
bayrischen Prinzessin Charlotte, Dorotheenstr., früher Cafehausgasse, zu Ehren
der Mutter König Friedrichs, Marienstr., früher Leimengrube, zu Ehren der
Schwester König Friedrichs, der Kaiserin von Rußland.

An den Hof erinnerten überdies die Kronprinzstr., früher Hoffmännische
Gasse, die neu angelegte Kronenstr. und die Bezeichnungen alter und neuer
Schloßplatz und Schloßstr., sowie später im Jahre 1873 die Villastraße.

Als Erinnerung an Ahnen und Regierungsvorgänger des Königs finden sich
1811 nur die Eberhardstr., früher Kleiner Graben, und die Karlstr., früher
beim Schlachthaus, alter Hafenmarkt und Hofwaschgasse; im Jahre 1817 kam
hinzu die Christophstr., im Jahre 1858 die Ulrichstraße.

Angehörigen des Kgl. Hauses zu Ehren erhielten unter König Wilhelm L
ihre Namen: 1817 die Sophienstr. zu Ehren der Tochter des Königs, der
späteren Königin der Niederlande, 1836 die Paulinenstr. zu Ehren der Königin
Pauline, dritten Gemahlin des Königs, 1838 die Katharinenstr. zu Ehren der
Königin Katharina, zweite Gemahlin des Königs, 1840 die Augustenstr. zu
Ehren der jüngsten Tochter des Königs, 1851 die Olgastr. zu Ehren der Kron-
prinzessin und späteren Königin, 1855 die Hermannstr. zu Ehren des Prinzen
Hermann zu Sachsen-Weimar, Schwiegersohn des Königs, 1857 die Eugenstr.

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