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Stuttgarter Mitteilungen über Kunst und Gewerbe — 1905-1906

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Eberbach, Walther: Ein Blick auf die amerikanische Kunsterziehung
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https://doi.org/10.11588/diglit.6371#0150
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"W. Eber- geändert. "Wenn auch so weniger jugendliche Künstler gezüchtet werden, so werden
bach,Ame- doch alle Teilnehmer zu anhaltendem angestrengtem Schaffen erzogen,
rikanische und das ist wohl eine der wichtigsten und noch lange nicht genügend ge-
Kunst- würdigten Erziehungsaufgaben. Schon beim Schüler muß die Ueberzeugung
erziehung. durchbrechen, daß auch die beste Arbeit wertlos ist, sobald ihre Erledigung mehr
als die normale Zeit beansprucht!

"Welchen "Wert man jenseits des großen "Wassers auf ein flottes Arbeitstempo in den
Schulen legt, wie hoch die Anforderungen nach dieser Richtung sind und wie steige-
rungsfähig die jugendliche Arbeitskraft ist, zeigen die nachfolgenden Angaben, deren
Durchführung ich im wesentlichen nachprüfen konnte.

In Newyork werden von den Knaben in den auf 7 Jahre verteilten 495 Zeichen-
stunden etwa 529 Zeichen- und Handarbeiten verlangt; von jedem Mädchen
in 552 Stunden 539 Arbeiten. In St. Louis entfallen auf 331 Stunden 268 Arbeiten.

Für uns bedeuten diese fabelhaften Zahlen den Endpunkt einer Reihe, den wir
weder erreichen können, noch erstreben wollen. "Wir können keine solch überhasteten
Arbeiten brauchen, für unsere Schüler ist ein Arbeitstempo wie das obige unmöglich
und doch muß, unbeschadet der Gründlichkeit der Genauigkeit, auch hier ein frischeres
Arbeitstempo Platz greifen. Daß dies sehr wohl möglich ist, zeigen mir eigene
6jährige Versuche ebenso wie die von zahlreichen Amtsgenossen. Einen Schritt vor-
wärts wird uns hoffentlich die für November 1905 geplante Zeichenausstellung bringen,
zu deren Beschickung erstmals neue, den modernen Anschauungen entsprechende
Normen aufgestellt sind. Von ihrer Einhaltung, vom offenen Blick der Fachmänner
und Laien, von dem Verständnis für die Eigentümlichkeiten des Zeichenunterrichts
an allgemein bildenden Schulen wird die gesunde "Weiterentwicklung eines Faches
abhängen, in dessen richtiger Bewertung uns die praktischen amerikanischen Vettern
weit vorausgeeilt sind.

Zeichn. von der höheren Schule. D. Nr. 833.

1904. Klasse 14—16 Jahre alt.

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