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Stuttgarter Mitteilungen über Kunst und Gewerbe — 1905-1906

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Burkhardt, A.: Der Holzstich
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https://doi.org/10.11588/diglit.6371#0187
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"Weichen, des Der-
ben oder Zarten
usw.: stets aber be-
ruht die jeweilige
"Wirkung im Einzel-
nen auf einem unver-
mittelten Gegensatz
zwischen schwarz
und weiß. Einige
technische Beispiele
mögen hier das "Wort
unterstützen.

Das Hauptwerk-
zeug ist eben der
Stichel. Ihm fällt
in seinen verschie-
denen Formen als
dem zuverlässigsten
und vielseitigsten
die Hauptarbeit zu.
Doch ist auch sonst
jedes Instrument,
mit dem eine druck-
fähige Vertiefung in
die Platte erzeugt
werden kann, an-
wendbar und für
besondere Zwecke
mag der Künstler
sich selber ein ent-
sprechendes "Werk-
zeugzurechtmachen.
Wir haben in I—VIII
der Abbildung Seite
178 Linien mit dem
Stichel von sehr
verschiedener Art:
I zeigt das Leuchten

und gegenseitige Sichhervor-heben starker Linien,* III die "Wirkung des Kreuzens im
Vergleich zu II, der Zug der Linien ist in der ersten Hälfte stark gebrochen, in der
zweiten mit einem breiteren Stichel gekreuzten fast aufgehoben. In IV ist der Stichel
straff, in V lässig geführt und dieses letztere erscheint weicher. In VI sprechen
die Linien wenig mehr als solche und durch Kreuzen derselben ist in VII ein fast
gleichmäßiger flauer Ton erzeugt; noch weiter geht die Feinheit der Linien in VIII.
IX—XII und XV zeigen die "Wirkung von Punkten. XII ist nicht gestochen, sondern
mit einem gezahnten Eisen eingedrückt. XIII zeigt, wie der Stichel dem Druck der
Hand von feinerem zu breitem Stiche und jeder "Wendung folgt. XIV sind durch ent-
sprechende Führung des Stichels hervorgerufene sehr unregelmäßige Linien.** XVI ist
mit der Bruchfläche eines Nagels eingeschlagen, „gepunzt". XVII ist mit einem spitzen
Eisen eingerissen. XVIII zeigt die "Wirkung der nur selten verwendeten Roulette.
XIX und XX sind mit dem Hohleisen gestochen, das sich nicht so sicher wie der
Stichel führen läßt und gegen Härteunterschiede des Holzes sehr empfindlich ist:***
infolge des weniger scharfen Stichrands erscheint die Linie etwas weicher als die
des Stichels.

A. Burk-
hardt, Der
Holzstich.

A. Burkhardt in Stuttgart, Psalm 121. Holzstich, zweiter Zustand, fertig.

D. Nr. 630.

* Man vergl. auch die Wirkung der Berge der Abbildung S. 178.
** Vergl. dagegen die Ansicht Schäfers in Heft 2 des Jahrgangs 1904/05.
*** Es ist das dem Stichel entsprechende "Werkzeug des Holzschnitts auf Langholz. Konsequenter-
weise müßte man auch seine Wirkung nicht als Schnitt sondern als Stich bezeichnen.

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