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Stuttgarter Mitteilungen über Kunst und Gewerbe — 1905-1906

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Steiff, Karl: Was die k. Landesbibliothek in Bezug auf Kunst und Kunstgewerbe bietet
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https://doi.org/10.11588/diglit.6371#0203
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"Wenn aber vom bildlichen Schmuck der Bücher die Rede ist, dürfen wir nicht bei
den Drucken stehen bleiben; wir müssen dann auch und vor allem der Handschriften
gedenken. Denn Bilderhandschriften besitzt die Bibliothek so viele und von
solchem Wert, daß sie hierin manche gleichgroßen, vielleicht auch grössere Bücher-
sammlungen überragt. Beginnend mit der ersten Zeit der Buchillustration, mit der
karolingischen Aera, wo noch die antiken, die irischen und die byzantinischen Ein-
flüsse sich geltend machen, reichen diese Bilderhandschriften - Erzeugnisse der
Mönchs- und bald auch der Laienhand, die einen oberdeutschen Schulen angehörend,
andere der Thüringer oder rheinischen Schule oder auch fremdem Lande entstam-
mend — bis an den Ausgang des Mittelalters. Der Augustin-Kodex aus der Cor-
viniana mit Attavantes Miniaturen und die Bücher, die Herzog Eberhard im Bart
für sich hat malen lassen, sein Gebetbuch zumal, bilden hier einen würdigen Schluß.
So ließe sich die ganze Entwicklung der Illustration im Mittelalter an diesen kost-
baren Handschriften studieren und manche sind unter ihnen, die für diese Entwick-
lung so bedeutsam sind, daß die Kunstforschung immer wieder zu ihnen zurückkehrt.

Mit dem Gesagten dürfte der Kreis der Werke, die für Kunst und Kunstgewerbe
in Betracht kommen, im wesentlichen umschrieben sein. Schon die gegebenen An-
deutungen mögen hinreichen zu zeigen, daß die Landesbibliothek, wenn sie gleich
keine Kunst- sondern ausschließlich Büchersammlung ist und obschon sie als solche
in erster Linie der Wissenschaft und nicht der Kunst zu dienen hat, doch auch nach
der Seite der letzteren vieles bietet. Der Fachmann und der Laie, der Künstler und
der Kunstforscher und namentlich auch die Vertreter der verschiedenen Kunstgewerbe
werden nicht alle in gleicher "Weise dort befriedigt werden, der eine wird mehr, der
andere weniger finden: aber ganz umsonst wird keiner suchen und Anregung vor
allem kann jeder gewinnen. Es gilt auch von der Landesbibliothek das Dichterwort:
Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen. K. STEIFF.

K. Steiff,
Was die
K. Landes-
bibliothek
in bezug
auf Kunst
und Kunst-
gewerbe
bietet.

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