Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Gmünder Fulradtradition

19

im alemannischen Raum ist wohl nicht zu denken.36 Seien wir uns der Hypothese
bewußt, wenn wir im folgenden die traditionelle Gleichsetzung zwischen dem
Gamundias der Urkunde mit Gmünd im Remstal vornehmen und uns der orts-
geschichtlichen Forschung zuwenden.

13 Die Gmünder Fulradtradition
Gehen wir aus von der jüngsten Forschung. Gerne hat man sich auf der unfreiwil-
ligen Wanderung durch die saecula obscura der Gmünder Frühgeschichte der hilf-
reichen Führung eines so hervorragenden Sachkenners überlassen, wie es K. WEL-
LER war: Gmünd, so glaubte man, habe wohl schon in karolingischer Zeit Markt-
rechte erhalten,* 1 sicherlich durch Vermittlung des Klosters St. Denis, dessen be-
deutender Markt unmittelbar vor der Kathedrale zu den größten des mittelalter-
lichen Frankreichs gehörte.2 Man hat in diesem Zusammenhang auch auf Esslin-
gen verwiesen. Dabei konnte man freilich nicht übersehen, daß die geschichtlichen
Überreste Esslingens eine sehr viel deutlichere Sprache sprechen. Während dort in
der Stadtkirche St. Dionysius schon vom Namen her die Verbindung mit dem
französischen Mutterkloster sichtbar wird und während unter ihren Fliesen Reste
der ältesten Vitaliskirche freigelegt werden konnten - eine Anlage von über-
raschender Größe - außerdem Münzfunde auf die Kontinuität der Besiedelung

36 Ich finde noch Gemunde bei Oberdorf südl. von Tettnang; vgl. WUB IV S. XXXII (2. Hälfte
des 13. Jahrh.). Alle anderen Bezeugungen liegen außerhalb Alemanniens. Zur Etymologie
(ahd. gamundi, gemundi = Mündung, Zusammenfluß) vgl. W. STURMFELS - H. BI-
SCHOF, Unsere Ortsnamen, 3. Aufl. Bonn 1961, 93. Undiskutabel sind die volkstümlichen
Ableitungen von munt oder mundus (Gaudia mundi, Salvator mundi etc.). Der Name weist
wie alle Bildungen auf Gemünd oder Gmünd, sei es als Grundwort oder in Zusammen-
setzungen, auf eine im Mündungsgebiet von Flüssen gelegene Siedlung. Bei der weitverbreite-
ten Streuung des Ortsnamens im deutschsprachigen Raum liegt die Folgerung nahe, daß die
Mönche den Namen einer bereits vorhandenen kleinen Ansiedlung aufgegriffen haben; vgl.
auch FR. DIETZEL, Von Gmünd, Gemünd, Gemünden und Schwäbisch Gmünd, Gmünder
Heimatbll. 1953, 27 f.
1 Vgl. K. WELLER, Besiedlungsgeschichte Württembergs vom 3. bis z. 13. Jahrh. n. Cbr., Stuttg.
1938, 210; K. WELLER - A. WELLER, Württ. Gesch. im südwestdeutschen Raum, 6. Aufl.
Stuttgart-Aalen 1971, 136.
2 A. DEIBELE, Das Testament des Abtes Fulrad v. Saint-Denis u. seine Bedeutung f. d. Ge-
schichte unserer Stadt, Gmünder Heimatbll. (Remszeitung), 18. Jahrg., Sept. 1957, 67 f.; vgl.
ders., Aus der Geschichte der Reichsstadt Schwäbisch Gmünd, in: Schwäbisch Gmünd - Bei-
träge zur Geschichte u. Gegenwart der Stadt, zusammengest. v. P. Scherer, hrsg. Stadt Schw.
Gmünd 1971, 231; so auch H. DECKER-HAUFF in seiner Festrede zum 800jährigen Stadt-
jubiläum v. 7. 7. 1962; vgl. hierzu oben S. 29 Anm. 2.
 
Annotationen