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Der Orient. 2. Babylonien und Assyrien.

2. Babylonien und Assyricn.

Wie. die ägyptische Kunst vom Nil, so nimmt die 5kuust der Völker Mesoyotamiens vom
Euyhrat uud Tigris deu Ausgaugsyuukt. Der Doyyelstrom lieferte deu Auwohueru die wichtigsteu
Bediugungeu und Regeln des Lebens, tibte auch auf das Material uud die Form der Bauteu
iveseutlicheu Einfluß. Ju dem Tieflande war man auf getrockuete uud gebraunte Ziegel
angewiesen, Erdivälle traten an die Stelle der Steimuaueru, auf Terrassen erhoben sich die
architektouischeu Werke, Stufenyyramiden wurden bei gottesdienstlichen Aulagen verwendet, vielleicht
in der Weise, daß auf der obersten Stuse das Heiligtmn stand. Das ärmliche, schmncklose und
znm Teil nicht wetterbeständige Material führte wie in Aegyyten zu dem Systein der Wand-
verkleidung. Die inneren und äußeren Wände Ivurdeu eutweder mit Giys oder Asyhalt über-
zogen uud mosaikartig dekoriert (Fig. 48), oder mit Steiuylatten belegt. Die Erinnerung an
ursyrünglich anfgehängte und ausgesyannte Teyyiche liegt dabei nahe.

Babylonien. Die künstlerische Thätigkeit der Völker des Doppelstromlandes war lange
Zeit in ein vollständiges Dunkel gehüllt und nur aus sagenhaften Berichten bekannt, bis in

Fig. 48. Bekleidung und Grundriß der Wand eines Palastes zu Warka iin unteren Euphratthale.

unseren Tagen frauzösische uud euglische Forscher (zuerst Botta und Layard) durch Ausgrabungen
unter den alten Schntthügeln unsere Kunde erhellt und auf Denkmäler begründet haben. Die
Zeit der Entdecknngen auf dem assyrischen und namentlich anf dem viel älteren babylonischen
Kultnrboden isk noch lange nicht nbgeschlossen. Erst seit Knrzem hat man begonnen, die Schutt-
hügel im unteren Mesoyotamien (das keinen antiken Gesamtnamen hat, sondern nach Hanptland-
schaften bald Babylonien, später Chaldäa genannt Ivird) gründlicher zu untersnchen, und so hören
die Namen der alten Hauptorte: Ur (El Mugheir), Uruk (Warka), Larsa (Senkereh) u. s. w.
allmählich auf, bloße Worte zu bedenten, mit denen kein anschanliches Bild Verknüyft werden
kann. Die reichsten Ergebnisse lieferten bisher die Nachgrabungen in Tekloh (dem alten
Sirburla), an einem den Tigris mit dem Enyhrat vor der Vereinignng beider Flüsse ver-
bindenden Kanale gelegen.

Die Völkerschichten, die im südlichen Mesoyotamien über einander lagerten, zuerst die
Snmerier und Akkadier, dann die Babylonier oder Chaldäer, knnstgeschichtlich zu trennen, ist
bisher nicht gelungen. So wenig wie in Aegypten sind lvir in Babylonien bis zu den Kunst-
anfängen vorgedrungen, obschon die Denkmäler anscheinend bis hoch in das 3. Jahrtausend v. Chr.
reichen. Das Baumaterial, getrocknete und gebrannte Lehmziegel, hat die Zerstörung der
 
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