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Reliefs von Kujundschik. Charakter der persischen Kunst.

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Anfputz des Gewnndes (Fig. 60) als die Werke aus der Zeit Sargons, dem Ende des
8. Jahrhunderts (Fig. 61). Die Reliefs aus Kujnndschitz die fämtlich dem 7. Jahrhundert an-
gehären, find reicher an Einzelheiten, schildern breiter uud viel lebendiger (Fig. 58 und 62),
sie fnllen den Hintergrnnd mit mehr Gegenständen ans, ziehen die Landschaft gern in die
Schitderuug hinein, nnd während fie die Gestalten ziemlich flach, fast schematisch behandeln,
streben fie in der Wiedergabe des Beilverkes die größte Natnrwahrheit au. Der Gegensatz
gegen die Werke der älteren Perwden ist in diesen Beziehnngen so stark, daß man auch hier,
wie bei der saitischen Knnst Aegyptens, aber schwerlich mit besserem Recht, an griechischen Einfluß
gedacht hat. Hochsteus bezeichnet die Herrschaft des Zierlichen und Schmnckreichen das fintende
tnnstlerische Vermögen. llnbedingtes Lob verdienen dagegen die Tierbilder in den großeu
Jagdscenen zu Kujnndschik; fie find im höchsten Grade natnrwahr nnd lebeusvoll anfgefaßt und
erzielen z. B. in der zn Tode getrosfenen Löwin (Fig. 63) eine gradezu ergreifende Wirtnng.

Die babylonisch-afsyrische Knnst hat in der Weltgeschichte tiefere Spuren hinterlafsen als
die ägyptische. Allerdings find die Äcachtvirknngen besonders der babylonischen Knnst büufig nur
stofflicher Natnr. Die semitischen nud sonstigen Stämme Kleinasiens und Syriens, selbst die
Porgriechische Bepölkernng an der Knste nnd anf den Jnseln, haben mittelbar oder nnmittelbar
den Einflnß der mesopotamischen Knnst erfahren. Die phantastischen, gestngelten Gestalten
spielten noch später iir den religiösen Auschaunngen der Orieutalen eine große Rolle. Eine in
der afsyrischen Knnst beliebte Darstellnng, der Pon zwei Gestalten bewachte heilige Banm
(Fig. 64), kehrt nicht allein in der ältesten Knnst anf griechischem Boden, sondern sogar noch im
Mittelalter, freilich in ganz abgeschliffener, rein detoratiper Form, als Teppichbild wieder.

F-ig. 04. Heiliger Banm mit knieenden Figuren. Aus Kujundschik.

3. Persien.

Als Tochter der babylonisch-afsyrischen .Knnst wird gewöhnlich die persische Architektur
nnd Skulptnr begriißt. Es liegt der Gedanke so nahe, daß der Stamm, anf den die politische
Macht nberging, anch die Erbschaft der älteren Knltnr antrat; wobei freilich anch die Möglichkeit
erwogen fein will, daß die persische Kuust manches ans der — bisher nvch Pöllig unbekannten
— medischen Knnst entlehnt hnben könnte. Jn Wahrheit bestehen zivischen der persischen
und der babylonisch-assyrischen Knnst nnr Pereinzelte Berlihrnngspnnkte, nnd eine einfache Ablei-
tnng der jnngeren Pon der älteren Kunstweise erscheint dnrchans nicht zntreffend. Die Ab-
weichungen werden nicht etwa nur durch das geringere Alter erklärt. Seitdem die Perser als
Welteroberer auftreten und weit über die Stammesgrenzen hinaus ihre Herrschaft tragen, ösfnet
 
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