Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

6. Miktelikalien und Rom.

Die Entwickelung der Kunst in Mittelitalien erfolgt größten-
teils unter fremdem Einfluß, teils unter phonikischem, der
fnr diese Gegenden wohl vorzugsweise in Karthago seinen
Mittelpunkt hatte, teils unter griechischem. Jn den bluhen-
den ionischen (chalkidischen), dorischen, achäischen Kolonien, die
vom Meerbusen vou Tarent bis zn dem von Neapel die
Küste Jtaliens und außerdenr die sicilische Küste säumteu,
herrschte in engem Zusammenhange mit dem Mutterlande
Jahrhunderte lang eine reiche, z. T. die Heimat überstrah-
lende Kunstentfaltung, von der wir bereits hie und da Kennt-
nis genommen haben. Der wichtigste Punkt für Mittel-
italien war die nördlichste griechische Kolonie am tyrre-
nischen Meere, Kyme (Cumä), mit ihrem reichen cam-
panischen Hinterlande. Es stellt stch immer deutlicher her-
aus, daß von hier aus ein unmittelbarer ionischer Einfluß auf
ganz Mittelitalien dauernd stattgefunden hat, und manche
Werke, die gemeinhin für etruskisch gelten, sind vielmehr
ionische Jmportware, wie z. B. die ehernen Beschläge zweier
Fig. 389. Altionisches Erzrelief. Wagen aus dem 6. Jahrh. v. Chr., die 1812 bei Perugia

gefunden wurden (Fig. 389); ja sogar für die kapitolinische
Wölfin wird der gleiche Ursprung vermutet. Die blühende etrnskische Metallfabrikation
erhielt von dort ihre Vorbilder. Die süditalischen Griechen vermittelten aber auch andere
griechische Kunsterzeugnisse nach Etrurien und Campanien, ionische, korinthische und attische
Thongefäße, deren Stilweise wir vom 7. bis ins 4. Jahrhundert in etruskischen Wand-
malereien nachwirkend erkennen. Ebenso zweifelt niemand mehr, daß so hervorragende
Erzwerke wie die bei Arezzo gefundene Chimära (Fig. 390), trotz ihrer eingegrabenen etrus-
kischen Jnschrift, und der sog. Jdolino von Pesaro (Fig. 277) keine etrilskischen, sondern griechische
Originalarbeiten sind. Seit der Zeit des peloponnesischen Krieges trat die Bedeutung Kymes
mehr und mehr zurück vor dem Eindringen samnitischer Bergstämme in die campanische Ebene,
deren Mittelpunkt das biunenländische Capua ward. Aber auch so blieb die Kultur dieser
Gegeud bis tief in die Zeit der römischen Herrschaft hinein griechisch und nahm auch neue

29*
 
Annotationen