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Persepolis. Paläste, Gräber, Säulen.

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Fig. 72. Kapitell von Neandreia.
(Durin, Archit. d. Griechen).

orhoben, steht anßer Zlveisel. Die Reste eiuer
Wasserleitnng lassen z. B. nnf ansgedehnte
Parkanlageir schließen. Jin Ganzen herrschten
hier die gleichen Banformen wie in Snsa.

Hatte man die große Treppe erstiegen, so
naherte man sich zuerst den Propylaen, deren
Eingangspfeiler nach assyrischer Weise mit deu
bekannten Mannstieren geschmnckt lvaren. Eine
zweite Treppe fnhrte zn dem südlich gelegenen
Apadana des Lerxes, einem Sänlensaale, dem
an drei Seiten Sänleuhallen vortraten. Weiter
gelangte man zn dem von Darius, dem von
Artaxerxes und einem zweiten von Perxes
angelegteu Saale. Tiefer auf der Plattform
endlich erhob sich die Hundertsäulenhalle, vou
der noch zahlreiche Süulen aufrecht stehen.

Zu den Palastanlagen gesellen sich die
benachbarten Grabbauten, gegenüber von Tachti
Djamschid am Fnße der Bergkette, die das
Ncnrgab-Thal von der Ebene von Merdescht
trennt (Nakschi Nnstam). Diese Felsgrüber

nns der Zeit des Darins weichen von dem ülteren heimischen Typns ab und erscheinen den
phrygischen Grabdenkmälern verwandk. Die Leiche rnht verborgen in der Felskammer, die
Anßenseite des Felsens wird in eine Schanwand verwandelt (Fig. 69). Vier Halbsänlen tragen
ein fein gegliedertes Gesimse mit Zahnschnitt, über dem sich noch ein thronartiges Gerüste, von
zwei Reihen von Münnern getragen, erhebt. An den Ecken wird dieser Thron von zwei sogenannten
Eiuhörnern eingefaßt. Die Gestalt des Königs vor dem Feueraltar mit dem Bilde seines Schntz-
geistes und der Sonne inPen Lnsten schließen die ans dem Felsen gemeißelte Fassade ab.

Manche Elemente der persischen Architektur nnd Sknlptnr können anf die babylonisch-
assyrische Tradition znrückgeführt werden; so die Portalbanten, die mythischen Tierkämpfe, die
zierliche Behandlnng des Haares, des Bartes, der Tiermähnen. Anderes dagegen erscheint bald
der kleinasiatischen, bald der ägyptischen Kuust entlehnt. Die Profile der Thürpfosten an den
Königsgräbern, der dreigeteilte Architrav, die Zahnschnitte ebendort entstammen der lykisch-ionischen
Weise. Prüft man den Faltentvnrf sowohl der Löwen- nnd Stierkämpfer wie der Könige mit
ihren schirmtragenden Begleitern an den Portalpfeilern, der Krieger und hnldigenden Männer,
die in lauger Prozession nn den Treppenwangen der Paläste von Persepolis an uns vorüberziehen,
so entdeckt inan gleichfalls einen Wechsel des Stiles. Die Falten der lnngen Gewänder sind
dicht gezogen, an den Aermeln aber bereits weicher geschwnngen. Die größte Eigentümlichkeit
zeigen die Säulen. Jhre Basen haben die Gestalt umgestülpter Kelche mit überfalleuden Spitz-
blüttern, die überans schlanken Stämme sind kanneliert, als Kapitell dienen zwei mit deni
Rücken aneinander stoßende Vorderkörper von Greifen oder Stieren: so entsteht eine Einsattelung
in der die Langbalken der Decke lagern (Fig. 70 b). Die Abhängigkeit von einer ülteren Holzarchi-
tektnr liegt klar zu Tage; nicht so sicher, aber doch wahrscheinlich ist, daß die Volntenkapitelle in
der assyrischen Bnuknnst gleichfalls eine Einsattelnng zeigten nnd daß jene Tierkörher an die
Stelle der einfachen Voluten traten. Jn den inneren Räumen der Paläste kommt noch eine
zweite auffällige Süulenform vor. Anf dem dünnen, einer Metallröhre ähnlichen Stamme sitzt
 
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