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Griechische Architektnr. Tempelformen.

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waren die oüersten vorspringenden Gebälkteile mit farbigen Terrakotten verkleidet (siehe den
Farbendruck Taf. I). Die Thonplatten und Thonkasten erscheinen hier an Steinbalken angenagelt.
Das kaun aber nicht der nrsprüngliche Vorgang geivesen seiu. Die Steinbalken waren vielmehr
an die Stelle von Holzbalken getreten, die, da sie eines Schuhes und einer größeren Sichernng
gegen die Unbilden des Wetters bedurften, mit Thonplatten Verkleidet wurden. Aus alter Ge-
wohnheit behielt man die bemalten Thonplatteu anch dann noch eine Zeitlang bei, als der Steinban
sich bereits eingebnrgert hatte.

Fnr einzelne Landschaften, für den dorischen Stil ist die Ableitnng vom Holzbau und

dem Verkleidnngssysteme
unbestreitbar; ja sogar eine
Verwandtschaft mit dem
Lehm- nnd Holzban der
„mykenischen" Periode
liegt klar zu Tage. Wie
sich die Tempelarchitektur
auf ionischem Boden eut-
nnckelt hat, darüber geben


Fig. 98. Vorderansicht eines Llntentempels. (Kleinerer Tempel zu Rhamnus.)

Fig. 99.

Rsrupluru rn nrrtis.

uns die Fnnde bisher keinen sicheren Anfschlnß. Anch iu Bezng anf die Tempelform walten
zeitliche Unterschiede. Ursprünglich traten wohl wie am Wohnhanse die Seitenmauern der Cella
vor und wnrden die Snulen zwischen die Stirnen der Manern eingespannt: lenrplnm Ln nntis
(Fig. 98, 99). Die Bildnng der Manerstirnen selbst ist von den hölzernen Bohlen des alten
Lehmbanes (S. 54) übernommen. Das ursprünglich flache Dach verwandelte sich in ein schräges,
dessen beide Enden nicht nach Art eines Walmdaches abgeschrngt, sondern als dreieckige Giebel-
felder gestaltet wnrden. Dieser große Fortschritt galt als eine Ersindnng der Korinther.
Spüter ruhte der Giebel, bald der Vordergiebel allein (Prostylos), bald beide Giebel (Am-
phiprostylos), vielfach ausschließlich anf Säulen und diese nahmen die ganze Fassnde ein
(Fig. 100). Die vollendete, für uns geradezn die ideale Form gewann der Tempel, als die Cella
allseitig von Säulen umschlossen Ivurde (Peripteros), ein Säulennmgang sich uin sie zog (Fig. 101).
Die Verdoppelnug der Sünlenreihen (Dipteros) (Fig. 102), die bei den großen ionischen Tempeln
schon sehr früh (Samos, Ephesos), im dorischen Stil erst viel später vorkommt, reizt bereits den
kritischen Sinn, da hierdurch die Maßverhältnisse etwas gestört, Cella und Säulenbau stärker
 
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