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Springer, Anton; Osborn, Max [Hrsg.]
Handbuch der Kunstgeschichte (Band 5): Das 19. Jahrhundert — Leipzig, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.30792#0068
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Zweiter Abschnitt: 1819—1850.

Die erfolgreiche Mahnung zum Ernst und zu vornehmer Würde, durch die Persönlichkeit des
Meisters wirksam unterstützt, hob die Kunst und die Künstler in den Augen der Nation. Wir
begreifen, daß das jüngere Geschlecht, seit das Leben farbenreicher, glänzender geworden und
der Blick für das Reizvolle in der Wirklichkeit, der Sinn für das Individuelle sich geschärft
hat, seitdem auch die äußeren Bedingungen der künstlerischen Tätigkeit namhafte Änderungen
erfuhren, sich den Gestalten Cornelius' nicht mehr mit voller Begeisterung zuwandte, daß es
sich von dem Meister fremdartig berührt fühlte, über seine unleugbaren Schwächen schwer
hinüberkam. Wir dürfen aber niemals vergessen, daß die Bildung einer älteren Generation,
die an das wirkliche Leben und das private Dasein so bescheidene Ansprüche stellte, um dafür
der poetischen Phantasie den kühnsten Schwung und freie Herrschaft über Maße und Formen
zu gestatten, in Cornelius' Kunst ihren klassischen Ausdruck fand.


50. Die apokalyptischen Reiter, von P. Cornelius.
Karton für ein Camposanto-Fresko. Berlin, Nationalgalerie.

2. Die ältere Düsseldorfer Schule.
Dankte die Münchener Kunst dem persönlichen Willen eines Fürsten Ursprung und Rich-
tung, so ging die Düsseldorfer Schule aus einem engen akademischen Verein hervor. In
der ersten Zeit wenigstens decken sich die Düsseldorfer Akademie und die Düsseldorfer Maler-
schule vollständig. Nach der Wiederherstellung der rheinischen Kunstanstalt durch die preußische
Regierung übernahm Cornelius zuerst die Leitung, ohne jedoch dauernde Spuren seiner Wirk-
samkeit zu hinterlassen. Erst mit der Berufung Wilhelm Schadows (1789—1862) im
Jahre 1826 entfaltete sich das eigentümliche Leben der Düsseldorfer Schule. Schadow hatte
sich nach feiner Rückkehr aus Rom in Berlin niedergelassen und hier bereits als Künstler und
Lehrer Anerkennung gefunden. Ob er als Maler weit über Wilhelm Wach (1787—1845)
und Carl Begas (1794—1854; Abb. 51) emporragte, die neben ihm den größten Lockruf ge-
nossen, steht dahin. Wach hatte in Paris unter Gros gearbeitet, dann in Rom namentlich Raffael
studiert. Eine geschickte Anordnung, ein gefälliges Kolorit, eine treffliche Modellierung der
Gestalten läßt sich an den meisten seiner Werke loben (Abb. 52), unter denen die Plafond-
 
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