Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Springer, Anton; Osborn, Max [Hrsg.]
Handbuch der Kunstgeschichte (Band 5): Das 19. Jahrhundert — Leipzig, 1909

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30792#0536
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
468

Vierter Abschnitt: 1870—1900.


525. Empfangszimmer, nach Entwurf von B. Pankok
ausgeführt von den Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk zu München.

kommt es an', sondern auf Einfachheit und Ruhe, daß das Auge sich erquickt und mit ihm
die Seele: (weißgetünchte Decken, fchlichte Tapeten, mit denen sich einfach gestrichene, gebeizte
oder lackierte Paneele in die Herrschaft der Wand teilen, — große Flächen, die miteinander
kontrastieren und harmonieren; dazwischen die Einrichtungsstücke des Zimmers, ohne Über-
ladung im einzelnen, ohne Überfülle, die sich selbst um ihre Wirkung bringt, kein Protzentum:
Ehrlichkeit, Einklang. Die Worte, die in einem Saal der Dresdner Kunstgewerbeausstellung
1906 mit großen Lettern an die Wand gemalt waren, können als Motto für das englische
Kunstgewerbe wie für die gesamte dekorative Kunst unserer Zeit dienen: „Die Schönheit des
soliden Materials!" — „Die Schönheit der gediegenen Arbeit!" — „Die Schönheit der reinen
Zweckform!".
Morris^ Bestrebungen blieben dauernd fruchtbar. Sein Flachornament wurde von Künstlern
und Fabrikanten (Liberty-House) fortgebildet und variiert. Seine Ideale der Buchausstattung
fanden eine immer wachsende Schar von Vertretern. Andere führten die Prinzipien der Innen-
dekoration, die er aufgestellt hatte, weiter aus. Batllie Seott und Macintosh strebten später,
von japanischen Einflüssen angeregt, nach noch zarterem und sensiblerem Schmuck in den
schlanken Linien, den blassen Farben, den delikaten Holzarbeiten, dem leicht verstreuten Blumen-
schmuck an Decken, Stoffen, Tapeten, der noch lieber einem ganz einfachen geometrischen
Ornament, einem Quadrat oder Rechteck, weicht; alle materielle Schwere scheint den Gegen-
ständen dieser Zimmer genommen zu sein. Im Gegensatz dazu betont Voyfey die ländliche
Schlichtheit, deren Primitivität in der liebevollen Akkuratesse der künstlerischen Behandlung einen
neuen Raffinementsreiz erhielt.
 
Annotationen