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AUS DER LITERATUR.
Hugo Kehrer: „Anton van Dyck, mit 60 Abbildungen, Briefen,
Rechnungen aus dem Testament des Künstlers, eingeleitet und ausgewählt
von H. K.“ (München, Hugo Schmidt, 88 S. 8°.)
In geschickter Auswahl und Anordnung ist vom wohlunterrichteten
Verfasser viel Wissenswertes über den zartbesaiteten, besten und eigenartig-
sten Schüler des kraftstrotzenden Rubens zusammengestellt worden. Kehrer
berührt die Apostelreihe, über die Woermann so wertvolle Aufschlüsse ge-
geben hat. Gestreift wird die Frage nach der gemeinsamen Tätigkeit des
Meisters und Schülers, wobei unter anderem auf die Deziusreihe (nebstbei
bemerkt in der fürstl. Liechtensteinschen Galerie; dazu Beilage der „Blätter
für Gemäldekunde“), auf den Raub der Töchter des Leukippos in der Mün-
chener Pinakothek angespielt wird und W. Bodes Forschungen benutzt er-
scheinen. Die Auseinandersetzung Van Dycks mit der italienischen Kunst
und die Aufenthalte des Künstlers in italienischen Städten finden Beachtung.
Begreiflicherweise nimmt die Tätigkeit in England den breitesten Raum in
Anspruch. Für die späten Bildnisse wird dem Künstler, wie ich meine mit
Recht, der Vorwurf des Virtuosenhaften gemacht Ein kurzer Abschnitt ist
den religiösen Darstellungen gewidmet. Ein Anhang bringt Briefe von Van
Dyck und andere Urkunden in deutscher Übersetzung. Für Kunstfreunde,
die nicht geradeswegs auch ausgebildete Gelehrte sind und als solche die ältere
Literatur über Van Dyck beherrschen (eine ziemlich gute Zusammenstellung
jener älteren Schriften findet sich in Thieme-Beckers Künstlerlexikon), kann
Kehrers kleiner Van Dyck als nutzbringende Übersicht über das Leben und
Schaffen des Künstlers dienen. Druck und Ausstattung sind vorzüglich.
Dr. A. Bredius und Dr. O. Hirschmann: „Künstlerinventare,
Urkunden zur Geschichte der holländischen Kunst des 16., 17. und 18. Jahr-
hunderts“, VII. Teil (Abteilung XIII der Quellenstudien zur holländischen
Kunstgeschichte, herausgegeben unter der Leitung von Dr. C. Hofstede de
Groot (Haag, Martinus Nyhoff, 1921, 302 S., 8°).
Auf die wichtige, gar gehaltreiche Veröffentlichung alter Künstlerinven-
tare durch Bredius und Hirschmann haben die „Studien und Skizzen“ wie-
derholt aufmerksam gemacht. Mit den sechs Bänden, die schon früher be-
sprochen worden sind, war der Stoff noch nicht erschöpft, und was im Lauf
der jüngsten Jahre die Archive noch weiter geboten haben, wurde nun in
einem Nachtragsband zusammengestellt. Er steckt wieder voller Angaben,
die für die Künstlergeschichte Hollands, und zwar gerade für ihre beste
Zeit, von Wert sind. Kleine und große Meister kommen darin vor. Auf S. 2
wird nach Urkunden ein folgenschwerer Raufhandel erzählt, bei welchem
Hans de Jode B. Appelman und der sonst nicht bekannte Maler Petrus
Vignois die Hauptbeteiligten waren. Bedeutende Nachträge zu Alex. Keirincx
finden sich auf S 27ff., solche zu Salom. Köninck auf S 35ff., zu J. Dalens
auf S. 47. Die Stammtafel der Familie Dusaert und weitere Mitteilungen über
diese S. 51 ff. bilden wesentliche Ergänzungen zum Dusaert-Kapitel im I. Band
der „Künstlerinventare“. Von kunstgeschichtlicher Wichtigkeit ist auch die
Veröffentlichung des Nachlasses von Cornel, v. Haarlem (S 77ff). Dieser
fruchtbare Künstler hatte eine Menge eigener Arbeiten und viele Bilder von
fremder Hand hinterlassen, die zu Haarlem 1639 in einem Verzeichnis („Re-
AUS DER LITERATUR.
Hugo Kehrer: „Anton van Dyck, mit 60 Abbildungen, Briefen,
Rechnungen aus dem Testament des Künstlers, eingeleitet und ausgewählt
von H. K.“ (München, Hugo Schmidt, 88 S. 8°.)
In geschickter Auswahl und Anordnung ist vom wohlunterrichteten
Verfasser viel Wissenswertes über den zartbesaiteten, besten und eigenartig-
sten Schüler des kraftstrotzenden Rubens zusammengestellt worden. Kehrer
berührt die Apostelreihe, über die Woermann so wertvolle Aufschlüsse ge-
geben hat. Gestreift wird die Frage nach der gemeinsamen Tätigkeit des
Meisters und Schülers, wobei unter anderem auf die Deziusreihe (nebstbei
bemerkt in der fürstl. Liechtensteinschen Galerie; dazu Beilage der „Blätter
für Gemäldekunde“), auf den Raub der Töchter des Leukippos in der Mün-
chener Pinakothek angespielt wird und W. Bodes Forschungen benutzt er-
scheinen. Die Auseinandersetzung Van Dycks mit der italienischen Kunst
und die Aufenthalte des Künstlers in italienischen Städten finden Beachtung.
Begreiflicherweise nimmt die Tätigkeit in England den breitesten Raum in
Anspruch. Für die späten Bildnisse wird dem Künstler, wie ich meine mit
Recht, der Vorwurf des Virtuosenhaften gemacht Ein kurzer Abschnitt ist
den religiösen Darstellungen gewidmet. Ein Anhang bringt Briefe von Van
Dyck und andere Urkunden in deutscher Übersetzung. Für Kunstfreunde,
die nicht geradeswegs auch ausgebildete Gelehrte sind und als solche die ältere
Literatur über Van Dyck beherrschen (eine ziemlich gute Zusammenstellung
jener älteren Schriften findet sich in Thieme-Beckers Künstlerlexikon), kann
Kehrers kleiner Van Dyck als nutzbringende Übersicht über das Leben und
Schaffen des Künstlers dienen. Druck und Ausstattung sind vorzüglich.
Dr. A. Bredius und Dr. O. Hirschmann: „Künstlerinventare,
Urkunden zur Geschichte der holländischen Kunst des 16., 17. und 18. Jahr-
hunderts“, VII. Teil (Abteilung XIII der Quellenstudien zur holländischen
Kunstgeschichte, herausgegeben unter der Leitung von Dr. C. Hofstede de
Groot (Haag, Martinus Nyhoff, 1921, 302 S., 8°).
Auf die wichtige, gar gehaltreiche Veröffentlichung alter Künstlerinven-
tare durch Bredius und Hirschmann haben die „Studien und Skizzen“ wie-
derholt aufmerksam gemacht. Mit den sechs Bänden, die schon früher be-
sprochen worden sind, war der Stoff noch nicht erschöpft, und was im Lauf
der jüngsten Jahre die Archive noch weiter geboten haben, wurde nun in
einem Nachtragsband zusammengestellt. Er steckt wieder voller Angaben,
die für die Künstlergeschichte Hollands, und zwar gerade für ihre beste
Zeit, von Wert sind. Kleine und große Meister kommen darin vor. Auf S. 2
wird nach Urkunden ein folgenschwerer Raufhandel erzählt, bei welchem
Hans de Jode B. Appelman und der sonst nicht bekannte Maler Petrus
Vignois die Hauptbeteiligten waren. Bedeutende Nachträge zu Alex. Keirincx
finden sich auf S 27ff., solche zu Salom. Köninck auf S 35ff., zu J. Dalens
auf S. 47. Die Stammtafel der Familie Dusaert und weitere Mitteilungen über
diese S. 51 ff. bilden wesentliche Ergänzungen zum Dusaert-Kapitel im I. Band
der „Künstlerinventare“. Von kunstgeschichtlicher Wichtigkeit ist auch die
Veröffentlichung des Nachlasses von Cornel, v. Haarlem (S 77ff). Dieser
fruchtbare Künstler hatte eine Menge eigener Arbeiten und viele Bilder von
fremder Hand hinterlassen, die zu Haarlem 1639 in einem Verzeichnis („Re-