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J. B. Oudrys Überfall von Geiern auf Rebhühner ist in seiner Art
dramatisch aufgefaßt und wiedergegeben; etwas dekorativ gedacht. Für den
geschätzten Meister kennzeichnend.
Inschrift: „J. B. Oudry
1740“,
wobei 4 und 0 nicht unbedingt sicher zu lesen sind
Auf dem Blatt von Delacroix ist eine der meistberühmten Szenen
aus Hamlet dargestellt. Der Totengräber zeigt dem Prinzen eben Yoricks
Schädel. Der Künstler hat diesen Gegenstand, ungefähr ebenso angeordnet,
wie in einem andern Werk, dargestellt, das von E. Le-Roux auf Stein gezeichnet
ist. Doch ist die vorliegende Wiederholung sicher von der Hand des Künstlers
selbst. Die Signatur ist echt. Überdies steht auf der alten Unterlage die Wid-
mung Delacroix’ an Franz Liszt. Durch dieser! ist das kostbare Blatt zur
Fürstin Sayn-Wittgenstein gelangt.
Die ganze Sammlung war mir bekannt, ehe sie zur Versteigerung kam.
Ich kann sagen, daß sie mir lieb war wie wenige andere, und daß mir ihre
Zerstückelung ans Herz geht. Der Herausgeber.
BEMERKENSWERTE GEMÄLDE IN DEN WIENER KIRCHEN.
(Fortsetzung zu Seite 17.)
Gumpendorfer Pfarrkirche, Sankt Ägydius. In der Gumpendorfer-
straße. Der jetzige Bau stammt aus der Zeit von 1765 — 1770. Die Aus-
schmückung ist zum Teil viel später geschehen. So ist z. B. das Hochaltar-
blatt ein Werk von Jos. Abel. Darstellung: Der Titelheilige (Ägydius) als
graubärtiger Greis in dunkler grauer Kutte wird von mehreren Gewand-
engeln gen Himmel getragen. Unten Gruppen von Leuten, die ihm nach-
blicken. Hell gehalten. Große Gewandflächen, wie sonst bei Abel. Weiche
Behandlung der Stoffe. Zu diesem großen Bild mit 15 Figuren „Paris, Wien
und London“ (1811, I, S. 87). — Es folgt zunächst eine Maria Immaculata
auf Erdkugel und Mondsichel, unten großer Engel von einem Barockisten;
ferner Redls Magdalena unten am Kreuz. Wie sonst bei Redl ist die Ana-
tomie unsicher und die Färbung unkräftig, endlich vom jüngeren Quellinus
eine wunderbare Krankenheilung, durch Franz Xaver. Stark verdunkelt, doch
meint man, allerlei Einflüsse bemerken zu können, z. B. von Jordaens und
späten Italienern. Auf der gegenüberliegenden Seite zunächst dem Tor: eine
figurenreiche Anbetung durch die Könige. Italienisches Bild um 1600. Durch
Nachdunkeln fast unscheinbar geworden, überdies formatisiert. Es wird einem
P. Cosmas de Castrofranco zugeschrieben und sei im Besitz des Kaisers
Rudolf II. gewesen. (Schnerich nach Meinr. Adolph Gedenkbuch 1857.) Die
Taufe Christi daneben wird als Kremser Schmidt geführt. Es ist pompös
aufgefaßt und in der überhitzten Färbung dieses Künstlers gehalten. (Anton
Mayer: Der Maler Mart. Joh. Schmidt, zählt mehrere große und kleine Bilder
vom Kremser Schmidt in der Gumpendorfer Kirche auf.) Jesus bei Maria
und Martha gilt als Werk von Jachimowitsch. Es ist ein schwaches Bild.
Bei Böckh (S. 498) wird „Kreipel“ (Greipel) als Meister des Marthabildes
genannt. Die Deckengemälde sind von J. Straka 1891 ausgeführt worden.
J. B. Oudrys Überfall von Geiern auf Rebhühner ist in seiner Art
dramatisch aufgefaßt und wiedergegeben; etwas dekorativ gedacht. Für den
geschätzten Meister kennzeichnend.
Inschrift: „J. B. Oudry
1740“,
wobei 4 und 0 nicht unbedingt sicher zu lesen sind
Auf dem Blatt von Delacroix ist eine der meistberühmten Szenen
aus Hamlet dargestellt. Der Totengräber zeigt dem Prinzen eben Yoricks
Schädel. Der Künstler hat diesen Gegenstand, ungefähr ebenso angeordnet,
wie in einem andern Werk, dargestellt, das von E. Le-Roux auf Stein gezeichnet
ist. Doch ist die vorliegende Wiederholung sicher von der Hand des Künstlers
selbst. Die Signatur ist echt. Überdies steht auf der alten Unterlage die Wid-
mung Delacroix’ an Franz Liszt. Durch dieser! ist das kostbare Blatt zur
Fürstin Sayn-Wittgenstein gelangt.
Die ganze Sammlung war mir bekannt, ehe sie zur Versteigerung kam.
Ich kann sagen, daß sie mir lieb war wie wenige andere, und daß mir ihre
Zerstückelung ans Herz geht. Der Herausgeber.
BEMERKENSWERTE GEMÄLDE IN DEN WIENER KIRCHEN.
(Fortsetzung zu Seite 17.)
Gumpendorfer Pfarrkirche, Sankt Ägydius. In der Gumpendorfer-
straße. Der jetzige Bau stammt aus der Zeit von 1765 — 1770. Die Aus-
schmückung ist zum Teil viel später geschehen. So ist z. B. das Hochaltar-
blatt ein Werk von Jos. Abel. Darstellung: Der Titelheilige (Ägydius) als
graubärtiger Greis in dunkler grauer Kutte wird von mehreren Gewand-
engeln gen Himmel getragen. Unten Gruppen von Leuten, die ihm nach-
blicken. Hell gehalten. Große Gewandflächen, wie sonst bei Abel. Weiche
Behandlung der Stoffe. Zu diesem großen Bild mit 15 Figuren „Paris, Wien
und London“ (1811, I, S. 87). — Es folgt zunächst eine Maria Immaculata
auf Erdkugel und Mondsichel, unten großer Engel von einem Barockisten;
ferner Redls Magdalena unten am Kreuz. Wie sonst bei Redl ist die Ana-
tomie unsicher und die Färbung unkräftig, endlich vom jüngeren Quellinus
eine wunderbare Krankenheilung, durch Franz Xaver. Stark verdunkelt, doch
meint man, allerlei Einflüsse bemerken zu können, z. B. von Jordaens und
späten Italienern. Auf der gegenüberliegenden Seite zunächst dem Tor: eine
figurenreiche Anbetung durch die Könige. Italienisches Bild um 1600. Durch
Nachdunkeln fast unscheinbar geworden, überdies formatisiert. Es wird einem
P. Cosmas de Castrofranco zugeschrieben und sei im Besitz des Kaisers
Rudolf II. gewesen. (Schnerich nach Meinr. Adolph Gedenkbuch 1857.) Die
Taufe Christi daneben wird als Kremser Schmidt geführt. Es ist pompös
aufgefaßt und in der überhitzten Färbung dieses Künstlers gehalten. (Anton
Mayer: Der Maler Mart. Joh. Schmidt, zählt mehrere große und kleine Bilder
vom Kremser Schmidt in der Gumpendorfer Kirche auf.) Jesus bei Maria
und Martha gilt als Werk von Jachimowitsch. Es ist ein schwaches Bild.
Bei Böckh (S. 498) wird „Kreipel“ (Greipel) als Meister des Marthabildes
genannt. Die Deckengemälde sind von J. Straka 1891 ausgeführt worden.