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Bild zeigt in seiner Madonna ein auffälliges Anklingen an Jan Gossaert
(1472—1533), wodurch ein Fingerzeig für die Zeitbestimmung gegeben ist.
Anderes auf den großen Tafeln erinnert wieder an Cima da Conegliano
(dieser war bis gegen 1520 tätig).
In bezug auf eine Zuweisung an eine bestimmte Malerschule wird
ohne Zweifel die Zukunft sichere Aufklärung bringen. Für die erste Ver-
öffentlichung muß ich mich damit begnügen, in erster Linie an die kastili-
sche Malergruppe des frühen 16. Jahrhunderts zu erinnern und an die
Valencianer Maler aus der Zeit eines Maestro Rodrigo de Osona und der
beiden Cabanes. Auf alle Fälle sind diese fünf Werke von ungewöhnlicher
Bedeutung, künstlerisch und kunstgeschichtlich.
VOM WIENER KUNSTMARKT.
Wie man es auch von anderen großen Kunstmärkten aus letzter Zeit
vernimmt, herrscht augenblicklich eine Baissestimmung. Auch der Wiener
Platz ist zwar reichlich mit Gemälden versorgt, aber der Bildung hoher
Preise stehen jetzt offenbar starke Hindernisse entgegen. In den mannigfach
abgewandelten Unsicherheiten alles Besitzes sind diese Hindernisse zu
suchen, und unsere gegenwärtigen Geldverhältnisse untergraben jeden Handel
überhaupt. So sind zwar im Laufe weniger Herbstwochen sehr viele Millionen für
Bilder umgesetzt worden — im ganzen —, im einzelnen aber zeigt sich
eine deutliche Schüchternheit im Zugreifen. Viele gute Gemälde wurden
unterzahlt, und die kleinen Überzahlungen einiger nicht bedeutender Sachen
machten den Schaden nicht wett. Diese Schätzung im einzelnen nachzu-
weisen durch kritisches Anführen all der guten Bilder, die unerkannt ver-
schleudert wurden, und der falsch benannten Gemälde, die mit irgendeiner
berühmten Flagge glänzende Preise erzielten, das könnte nicht durchgeführt
werden, ohne angreiferisch aufzutreten und alle möglichen Leute vor den
Kopf zu stoßen, die mitten im Strudel des nur allzu hastigen Treibens
sich eilig für eine Benennung einsetzen, für eine Zuteilung, welche sich nach
sorgsamer Überprüfung nicht halten läßt. Eine unabsehbare Kette von Streitig-
keiten müßte sich ergeben, wollte man alle verfehlten Benennungen kritisch
durchnehmen. Nur in schonender Weise wird einiges anzudeuten sein, und
im wesentlichen muß eine trockene Aufzählung geboten werden.
Die große Versteigerung bei C. J. Wawra, die schon unlängst (S. 53
des VI. Bandes) angekündigt worden war, betraf den Nachlaß des Wiener
Sammlers Eugen Miller zu Aichholz, was man freilich nicht aus dem
Katalog und nicht bei Wawra, aber sonst in ganz Wien erfahren konnte.
Das Schwergewicht der Millerschen Sammlung, soweit sie im Nachlaß
Bild zeigt in seiner Madonna ein auffälliges Anklingen an Jan Gossaert
(1472—1533), wodurch ein Fingerzeig für die Zeitbestimmung gegeben ist.
Anderes auf den großen Tafeln erinnert wieder an Cima da Conegliano
(dieser war bis gegen 1520 tätig).
In bezug auf eine Zuweisung an eine bestimmte Malerschule wird
ohne Zweifel die Zukunft sichere Aufklärung bringen. Für die erste Ver-
öffentlichung muß ich mich damit begnügen, in erster Linie an die kastili-
sche Malergruppe des frühen 16. Jahrhunderts zu erinnern und an die
Valencianer Maler aus der Zeit eines Maestro Rodrigo de Osona und der
beiden Cabanes. Auf alle Fälle sind diese fünf Werke von ungewöhnlicher
Bedeutung, künstlerisch und kunstgeschichtlich.
VOM WIENER KUNSTMARKT.
Wie man es auch von anderen großen Kunstmärkten aus letzter Zeit
vernimmt, herrscht augenblicklich eine Baissestimmung. Auch der Wiener
Platz ist zwar reichlich mit Gemälden versorgt, aber der Bildung hoher
Preise stehen jetzt offenbar starke Hindernisse entgegen. In den mannigfach
abgewandelten Unsicherheiten alles Besitzes sind diese Hindernisse zu
suchen, und unsere gegenwärtigen Geldverhältnisse untergraben jeden Handel
überhaupt. So sind zwar im Laufe weniger Herbstwochen sehr viele Millionen für
Bilder umgesetzt worden — im ganzen —, im einzelnen aber zeigt sich
eine deutliche Schüchternheit im Zugreifen. Viele gute Gemälde wurden
unterzahlt, und die kleinen Überzahlungen einiger nicht bedeutender Sachen
machten den Schaden nicht wett. Diese Schätzung im einzelnen nachzu-
weisen durch kritisches Anführen all der guten Bilder, die unerkannt ver-
schleudert wurden, und der falsch benannten Gemälde, die mit irgendeiner
berühmten Flagge glänzende Preise erzielten, das könnte nicht durchgeführt
werden, ohne angreiferisch aufzutreten und alle möglichen Leute vor den
Kopf zu stoßen, die mitten im Strudel des nur allzu hastigen Treibens
sich eilig für eine Benennung einsetzen, für eine Zuteilung, welche sich nach
sorgsamer Überprüfung nicht halten läßt. Eine unabsehbare Kette von Streitig-
keiten müßte sich ergeben, wollte man alle verfehlten Benennungen kritisch
durchnehmen. Nur in schonender Weise wird einiges anzudeuten sein, und
im wesentlichen muß eine trockene Aufzählung geboten werden.
Die große Versteigerung bei C. J. Wawra, die schon unlängst (S. 53
des VI. Bandes) angekündigt worden war, betraf den Nachlaß des Wiener
Sammlers Eugen Miller zu Aichholz, was man freilich nicht aus dem
Katalog und nicht bei Wawra, aber sonst in ganz Wien erfahren konnte.
Das Schwergewicht der Millerschen Sammlung, soweit sie im Nachlaß