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1821" gestorben. In derselben Quelle wird er genannt als „Zeichner zu
Paris, der sich in der Estompe-Manier auszeichnete. Er lieferte mehrere ge-
lungene Blätter, die viel Ähnlichkeit mit punktierten Kupferstichen haben“.
In Wien stand Louis Letronne auch mit Danhauser in Verbindung. So be-
richtet wenigstens die eingehende Lebensgeschichte Danhausers, die 1865
in der „Österreichischen Revue“ veröffentlicht wurde. Dort liest man: Der
Vater des Malers Danhauser hatte eine große Möbelfabrik. Darin waren seit
den französischen Invasionen [das wäre seit 1805 und 1809] Gehilfen tätig,
die als Eleven französischer Kunstschulen nach Wien gekommen waren.
„Mehrere derselben ließen sich später in Wien nieder, unter anderen der
nachmals bekannt gewordene Porträtmaler Letronne.“ 1813 stellte L. Letronne
schon bei Sankta Anna aus, und seine Zeichnungen wurden sehr gelobt
(in „Paris und Wien“ 1813, S. 276). 1813 verbrachte er den Sommer in
Baden, wo sich für einen Porträtmaler die beste Gelegenheit fand, Bestellungen
zu erzielen. Auch 1816 ist er in Baden nachweisbar. (Diese Nachweise aus
Baden die Wohnungen Letronnes in Baden wurden mitgeteilt durch Paul
Tausig in dem inhaltsreichen Buch „Berühmte Besucher Badens“, 1912.) Zur
Zeit des Wiener Kongresses zeichnete Letronne das Brustbild Beethovens,
das von Blasius Höfel 1814 gestochen wurde und das nicht besonders
gut getroffen gewesen sein soll. So erzählte es der Stecher Höfel selbst.
Letronnes Zeichnung des Beethovenbildnisses hat sich nicht erhalten. Was
in neuerer Zeit als Vorzeichnung von Letronne veröffentlicht worden ist,
kann nur als späterer schlechter Scherz von anderer Hand gelten. Letronne
war ein ganz tüchtiger Bildniszeichner, wie man es von anderen seiner
Arbeiten ablesen kann*)- Nach Zeichnungen von Louis Letronne wurden
auch noch andere Porträte von Persönlichkeiten aus den Wiener Musiker-
kreisen durch Stiche vervielfältigt, so die Bildnisse des Opernsängers Franz
Wild (Stich von F. John), des Abbe Gelinek, des Geigers Jos. Mayseder,
des Musikalienverlegers Karl Haslinger und des Fürsten von Odescalchi,
den man als Musikfreund anführen muß. In der großen Wiener Miniaturen-
ausstellung im Gebäude des Ministerpräsidiums waren 1905 aus kaiserlichem
Besitz zwei Letronnesche Bildchen zu sehen, und zwar das Bildnis des
Prinzen Leopold von Salerno (1790—1851), dieses signiert rechts „L Let-
*) Über das Bildnis Beethovens wäre eine Menge Literatur anzuführen. Das
meiste davon ist in meinen »Beethovenstudien“ Bd. I genannt, S. 52 ff. Seither auch
»Blätter für Gemäldekunde“ Bd. V, S. 139. J. Wünsch: Blasius Höfel, S. 17, Nr. 40,
und E. Leisching: „Die Bildnisminiatur in Österreich“ S. 189f., wo auch auf Gräffers
Nationalenzyklopädie und auf die Vaterländischen Blätter von 1817 (Nr. 12) hinge-
wiesen wird. Abbildungen in den erwähnten „Beethovenstudien“, ferner in Karl Werck-
meisters „Das neunzehnte Jahrhundert in Bildnissen“, Lieferung 8, bei Wünsch, in
meiner „Beethovenbiographie“ (Berlin, Schlesische Verlagsbuchhandlung) und in vielen
anderen Büchern.
 
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