fortan ihr geweihten Sinnbild der Fruchtbarkeit, geworfen, und durch dieses Pfand gebunden, muss sie
wieder zu ihrem Gatten hinabsteigen. Auf die dem Zeus vorgebrachten Klagen erlangt endlich Demeter,
dass ihre Tochter (das Saatkorn) eine Hälfte des Jahres bei der Mutter in der Oberwelt, und nur die
andere Hälfte, wenn die Saaten im Boden ruhen, bei dem Gatten in der Unterwelt verweilen soll. Mit
den Aehren wächst auch der rothe Mohn voll einschlummernder Kraft, den Demeter selbst als Todes-
Symbol in der Hand trägt, aus den Getreidefeldern hervor. Für immer nimmt sie nun, wie die Saaten,
so auch die Todten, welche ihr geheiligt, nach ihr Demetrier genannt werden, in ihre Obhut. In diesem
Sinne trug die ägyptische Isis, von Herodot als Demeter erwähnt, den Beinamen Psychopompos, Seelen-
führerin und Königin der Manen, und wurde auf Todtenkisten mit ausgebreiteten Flügeln, Alles
aufnehmend, dargestellt. Damit nichts die Erinnerung an die gräulichen Menschenmahle im wilden Urzu-
stände wieder erwecken möge *), durfte kein unbeerdigter Leichnam, kein zerstreutes Menschengebein
gelitten werden, und jedem, der hierauf stiess, war zur heiligsten Pflicht gemacht, die Beerdigung des-
selben zu vollziehen. Der Heros Buzyges hatte bei der Lehre des Ackerbaues die Versäumniss dieser
Pflicht mit dem Fluche belegt, dass ihr die Strafe der Furien folgen solle, und nur durch schwere Süh-
nungen konnte der Schuldige sich von dem Fluche wieder lösen 3). Nächst der Heiligkeit der Todten,
welche als Eigenthum der unterirdischen Götter betrachtet und als Opfergabe ihnen dargebracht wurden,
lehrten die ersten Helden auch die Achtung und Schonung der Pflugrinder 5 daher bei dem Feste der
Euphonien in Attika der Ochsentödter entfliehen und das Beil von dem Gericht des Areopagus verdammt
werden musste.
Nach dem Bilde des Ackerstiers gestaltete sich das erste von den Himmelszeichen 5 an der Stirn
des Stiers glänzen die Plejaden, mit deren Auf- und Niedergange die Arbeit des Feldes begann und
endete, deren Erscheinen den Anfang des Jahres bestimmte. Der Landbau, welcher sich nach den Ge-
stirnen richten musste, gewöhnte «11c Menschen an die Beobachtung des Himmels, führte zu dem Glauben
an den Einfluss und die Lenkung der Gestirne, welche dem Schoosse der dunklen Erde und der Nacht
entsteigen und den Himmel bevölkern. Finsterniss und Licht trat vor den Geist des Menschen in ein
gleiches Verhältniss mit Unter- und Oberwelt5 daher die nächtlichen Blitze dem Hades Pluto oder Zeus
Chthonios zugeschrieben wurden. Das verbindende Princip zwischen Ober - und Unterwelt ist nun des Zeus
und der Plejade Maja Sohn, der Seelenführer und Erdgott Hermes, der den Heroldsstab trägt mit dem Friedens-
knoten aus Liebe verbundener Schlangen, dem Knotenschloss des Schattenreichs. Diese Schlangen am
Heroldsstabe oder Kerykion waren nach einer Sage die Gottheiten Zeus und Demeter selbst, die in solcher
Verwandlung sich umarmten und die Persephone erzeugten. Hermes ist der Beisitzer und Ministrant der De-
meter. Hatte der Landbau den Menschen an Hoffnung und Vertrauen zu der geheimen Wirksamkeit lenkender
Wesen in der Natur gewöhnt, so flösste das Wiederaufleben in derselben ihm bei der Todtenbestattung die
Ahnung und den Glauben an Unsterblichkeit ein. Bei diesem, wie bei jenem Geschäft birgt er seinen theuren
Besitz in den Boden und sieht seine Hoffnungen mit dem Wechsel der Zeitverhältnisse vielfach belohnt wieder
fpehen. So erscheint ihm der Todtenacker, den er wie das Feld zu bestellen gelernt hat, als ein Saatfeld
höherem Sinn, wie das deutsche Wort besagt, als ein Gottesacker. Hermes, der Gott der Gräber und
Feldmark, geleitet nun das vorsprossende Saatkorn, Kora Proserpina, bald hinauf in den Kreis der Himm-
lischen und bald wieder hinab in das verborgene Reich, wo Hades Pluto, der Stifter der Grabgebräuche, mit
dem Getreidemaass, dem Sinnbild des Maasses und Rechtes, gekrönt, seinen Sitz hat5 und ebenso geleitet
am
in
i) Moschion. fragm. apud Stobaei ecl. 1. I. c. II.
2) Soph. Antigone v. 1082.
wieder zu ihrem Gatten hinabsteigen. Auf die dem Zeus vorgebrachten Klagen erlangt endlich Demeter,
dass ihre Tochter (das Saatkorn) eine Hälfte des Jahres bei der Mutter in der Oberwelt, und nur die
andere Hälfte, wenn die Saaten im Boden ruhen, bei dem Gatten in der Unterwelt verweilen soll. Mit
den Aehren wächst auch der rothe Mohn voll einschlummernder Kraft, den Demeter selbst als Todes-
Symbol in der Hand trägt, aus den Getreidefeldern hervor. Für immer nimmt sie nun, wie die Saaten,
so auch die Todten, welche ihr geheiligt, nach ihr Demetrier genannt werden, in ihre Obhut. In diesem
Sinne trug die ägyptische Isis, von Herodot als Demeter erwähnt, den Beinamen Psychopompos, Seelen-
führerin und Königin der Manen, und wurde auf Todtenkisten mit ausgebreiteten Flügeln, Alles
aufnehmend, dargestellt. Damit nichts die Erinnerung an die gräulichen Menschenmahle im wilden Urzu-
stände wieder erwecken möge *), durfte kein unbeerdigter Leichnam, kein zerstreutes Menschengebein
gelitten werden, und jedem, der hierauf stiess, war zur heiligsten Pflicht gemacht, die Beerdigung des-
selben zu vollziehen. Der Heros Buzyges hatte bei der Lehre des Ackerbaues die Versäumniss dieser
Pflicht mit dem Fluche belegt, dass ihr die Strafe der Furien folgen solle, und nur durch schwere Süh-
nungen konnte der Schuldige sich von dem Fluche wieder lösen 3). Nächst der Heiligkeit der Todten,
welche als Eigenthum der unterirdischen Götter betrachtet und als Opfergabe ihnen dargebracht wurden,
lehrten die ersten Helden auch die Achtung und Schonung der Pflugrinder 5 daher bei dem Feste der
Euphonien in Attika der Ochsentödter entfliehen und das Beil von dem Gericht des Areopagus verdammt
werden musste.
Nach dem Bilde des Ackerstiers gestaltete sich das erste von den Himmelszeichen 5 an der Stirn
des Stiers glänzen die Plejaden, mit deren Auf- und Niedergange die Arbeit des Feldes begann und
endete, deren Erscheinen den Anfang des Jahres bestimmte. Der Landbau, welcher sich nach den Ge-
stirnen richten musste, gewöhnte «11c Menschen an die Beobachtung des Himmels, führte zu dem Glauben
an den Einfluss und die Lenkung der Gestirne, welche dem Schoosse der dunklen Erde und der Nacht
entsteigen und den Himmel bevölkern. Finsterniss und Licht trat vor den Geist des Menschen in ein
gleiches Verhältniss mit Unter- und Oberwelt5 daher die nächtlichen Blitze dem Hades Pluto oder Zeus
Chthonios zugeschrieben wurden. Das verbindende Princip zwischen Ober - und Unterwelt ist nun des Zeus
und der Plejade Maja Sohn, der Seelenführer und Erdgott Hermes, der den Heroldsstab trägt mit dem Friedens-
knoten aus Liebe verbundener Schlangen, dem Knotenschloss des Schattenreichs. Diese Schlangen am
Heroldsstabe oder Kerykion waren nach einer Sage die Gottheiten Zeus und Demeter selbst, die in solcher
Verwandlung sich umarmten und die Persephone erzeugten. Hermes ist der Beisitzer und Ministrant der De-
meter. Hatte der Landbau den Menschen an Hoffnung und Vertrauen zu der geheimen Wirksamkeit lenkender
Wesen in der Natur gewöhnt, so flösste das Wiederaufleben in derselben ihm bei der Todtenbestattung die
Ahnung und den Glauben an Unsterblichkeit ein. Bei diesem, wie bei jenem Geschäft birgt er seinen theuren
Besitz in den Boden und sieht seine Hoffnungen mit dem Wechsel der Zeitverhältnisse vielfach belohnt wieder
fpehen. So erscheint ihm der Todtenacker, den er wie das Feld zu bestellen gelernt hat, als ein Saatfeld
höherem Sinn, wie das deutsche Wort besagt, als ein Gottesacker. Hermes, der Gott der Gräber und
Feldmark, geleitet nun das vorsprossende Saatkorn, Kora Proserpina, bald hinauf in den Kreis der Himm-
lischen und bald wieder hinab in das verborgene Reich, wo Hades Pluto, der Stifter der Grabgebräuche, mit
dem Getreidemaass, dem Sinnbild des Maasses und Rechtes, gekrönt, seinen Sitz hat5 und ebenso geleitet
am
in
i) Moschion. fragm. apud Stobaei ecl. 1. I. c. II.
2) Soph. Antigone v. 1082.