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Keramikos zu Athen den Namen trug. Einige *) schrieben den Athenern die Erfindung der Kerameen
oder irdenen Gefässe, Andere s) den Korinthern zu, welche bis zu Mummius Zerstörung Ton Korinth im
Nymphäon die ersten, vermuthlich ans Hydrien, Wasser - und Graburnen, bestehenden Proben der Töpfer-
kunst aufbewahrten. Die Mitglieder der Töpferinnung zu Athen nannten sich nach dem Fcuerbringer
Prometheus, der den ersten Menschen aus Lehm bildete, und von dessen Altar in der Academie die
Lampadodroniien oder Fackel- und Lebens - Wettläufe begannen, Prometheenj die Korinther legten dem
einheimischen Töpfer Dibutades die Erfindung der Zeichnung und die der Formung von Thonbildern bei.
Schon Homer kannte die Töpferscheibe 3), und die Verfertigung der gebrannten Thonarbeit reicht in ein
hohes Alter hinauf. Diodor und Pausanias nennen den Sohn oder Neffen des Daedalos Talos, Theophrast
den Hyperbos von Korinth als Erfinder des Töpferrades. Diejenigen Orte, wo die ausgezeichnetsten
Vasen verfertigt wurden, befanden sich nicht zufällig in der Nachbarschaft der Aphrodite - Tempel wie
zu Kolias bei Athen, wo Suidas zokiddws aegaf^se als die berühmtesten erwähnt, zu Korinth, zu Gnidos,
zu Akra in Sicilien, wo beim Venustempel eine ganze Niederlage von kleinen Thonbildern und Köpfen
nebst den Formen, in welchen man sie abgedruckt hatte, gefunden wurden. Auch führte die Erdgöttin
Demeter den Beinamen Poteriophoros, Becherträgerin. Berühmt war Athen wegen der Töpferarbeit über-
haupt, Gnidos insbesondere der Amphoren, Sicilien der Schüsseln und Megara der Krüge wegen.

Die von der Natur selbst in Schatten und Abspiegelung begründete Idee der Malerkunst, welche
anfangs ihren beiden Schwestern, Bild- und Baukunst, dienend vereint war und zuerst in Korinth oder
Sikyon und Aegypten selbstständig erschien bei Nachahmung eines menschlichen Schattenbildnisses, nicht
Umrisses, zierte mit ihren Incimabeln, den schwarzen Monochromen auf röthlichem Thongrunde, die
ältesten Vasen, wie auch die Wände der Grabkammern. Nächstdem hatte aber auch die Architektur ein
eigenes Gebiet zu gefälligen Leistungen bei den Gräbern, und was diese uns hiervon aufbewahrt haben,
ist ebenfalls höchst belehrend. Eine Wechselwirkung zwischen Gräber- und Tempelbau lässt sich darin
nicht verkennen, und selbst der Ursprung mancher an Tempeln angebrachter Zierden auf Heiligthümer der
Todten zurückführen: alles Pflanzen werk gehört ihnen recht eigentlich an, gewinnt auf Gräbern erst seine
volle Bedeutsamkeit, und was unter der Benennung korinthisch begriffen wird, stand an Grabstelen gebildet,
ehe Kallimachos das Motiv zur Veränderung des Blätterkapitals von dem Akanthos, der Todtenpflanze, auf
dem Grabe zu Korinth entlehnte und eine neue Säulenordnung aufstellte. Durch die symbolischen Sagen
von den Verwandlungen und Uebergängen Sterbender und Bestatteter in Pflanzen und Thiere, war längst
der Grund zu solchen Zusammenstellungen vorhanden, und die Ausführung auf Grabgegenständen, nament-
lich auf Vasen, angebracht, bevor die Arabeske einwanderte. Schon die Alten erkannten den Kunstwerth
der griechischen Grabdenkmäler, schon bei ihnen erlangten sie einen besonderen Ruhm: mit den Nekro-
korinthien füllten die den Boden Griechenlands umwühlenden Römer ihre Prunksäle und gaben Summen
Goldes dafür hin5 doch erst den Neuern war es vorbehalten, die Wichtigkeit derselben ganz einsehen zu
lernen. Nachdem Heiligthümer jeder Art, berühmte Meisterwerke der drei bildenden Künste im Sturm
der Zeit und des Lebens versunken oder ganz vom Erdboden verschwunden waren, die Kenntnisse der
Vorwelt sich verdunkelt oder verloren hatten, zeigte sich in der Tiefe der stillen Grüfte ein immer noch
unerschöpfter Schatz von jenen Werken, unter denen oft sogar die zerbrechlichsten unversehrt geblieben.
Ihre Erhaltung verdanken wir theils der Ehrfurcht und Sorge, evüeßsw, der Alten für die Verstorbenen,
einem Zuge ihrer Humanität, in welchem sie die Neuern weit übertrafen, theils dem Schoosse der Erde,

1) Atlienacus I, 22.

2) Plm. Hist. nat. XXXV.

3) II. XVIII, v. 300.
 
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