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barbarischer Zeichnung haben den Unterschied derselben deutlich gezeigt und gestatten keine Verwechslung
und keinen Missbrauch des Namens mehr1). Durch diese kennen wir den etruskischen Malerstyl der späteren,
wie aus den kurz zuvor aufgegrabenen Wandgemälden in den Hypogaeen zu Tarquinii bei Corneto den der
früheren Zeit, welcher bei Nachahmung der griechisch hieratischen Kunst entstanden ist. Eine Gattung
Vasen mit schwarzen Figuren heisst gewöhnlich bei den Kunsthändlern in Italien Sicilisch, obschon sie
nicht ausschliesslich Sicilien angehört, eine andere, die öfters mit Thierbildern verziert ist, heisst mit
noch wenigerem Grunde Aegyptischj die in E. Dodwells Reisewerk herausgegebenen beiden corinthischen
Vasen hätten diesen Irrthum schon enthüllen können, der um so merkbarer wird, da Vasen aus der
Zeit des in Italien herrschenden ägyptischen Götterdienstes vorkommen, und einzelne acht ägyptische Alter-
thümer aus den dortigen Gräbern hervorgezogen wurden. Neuerdings sind nun auch in Italien gebildete
Sammlungen, wie die von Millingen herausgegebene, welche zwar antiquarisches Interesse haben, aber
fast ganz aus Werken von schlechter Zeichnung bestehen, unter dem Titel griechischer Vasen erschie-
nen $ die Ungenauigkeit dieser Benennung giebt Anlass zu neuen Irrthümern, besonders weil manche
dafür den Ausdruck italisch-griechische Vasen gebrauchten, und den in Griechenland gefundenen jenen
bezeichnenden Gesammtnamen Hessen. Zu wünschen wäre, dass man die Benennung der Denkmäler nach
ihren Fundorten wie öfters mit den Vasen aus Nola, Canossa, Basilicata u. a. geschehen, sich ange-
wöhnte. Ueberhaupt hätte man manchen Missgriffen vorbeugen können, wenn nur nicht bei Nachgrabungen
und zufälligen Findungen die wichtigen Aufschlüsse, welche Ort, Stellung und Nebenumstände geben, so
häufig unbeachtet blieben und verloren gingen. Durch gehöriges Sondern und Zusammenstellen der
bemalten Vasen und Bildwerke in Rücksicht auf ihre Fundorte und ihren eigenthümlichen Kunstcharacter
würde eine klarere Einsicht der vielen Abstufungen, welche Styl und Manier, mehr und minder Geschick-
lichkeit in verschiedenen Gegenden und zu verschiedenen Zeiten bewirkten, erlangt werden5 es würde
sich erweisen, dass wir in den vorhandenen Beispielen den Fortschritten der alten Kunst vom Anfang bis
zum Verfalle nachfolgen können, und dass unter den einander ähnlichen und verwandten Vasen Griechische,
Sicilische, Grossgriechische, Etruskische und Römische im Allgemeinen, aber auch im Einzelnen die meh-
reren Städten angehörenden zu unterscheiden sind, wie denn schon aus dein blossen Technischen der
Vasengemälde das geübte Auge einiger Kunsthändler in Italien die Fundorte zu erkennen vermag.

Einen andern erheblichen Uebelstand bewirkt die noch fortdauernde Unbestimmtheit der Vasennamen,
von denen nur eine geringe Anzahl sicher zu erweisen oder aus Aufschriften zu bestimmen ist, und die
übrigen durch gemeinschaftliche Erwägung und Uebereinkunft zwischen den Gelehrten allmählig festgestellt
werden müssten, indem man die alten Vasenverzeichnisse und Beschreibungen mit den ausgegrabenen Gegen-
ständen vergliche8). Italienische Kunsthändler und Kunstfreunde behalfen sich in solchen Fällen, ihrer
Verständigung wegen, mit selbstgeschaffenen Beinamen, wie z. B. vasi a campana, a colonnette u. s. f.

Wegen der Seltenheit der Grabalterthümer, insbesondere aber der Vasen aus Griechenland, in den
Sammlungen des Auslandes blieben diese bisher wenig beachtet. Erst in den letzten zwei Jahrzehnten
wurden mehrere Nachforschungen in den Gräbern von Griechenland unternommen; die Ausbeute, welche
sie gewährten, war karg an vorzüglichen Kunstwerken, es erwies sich in dem Lande selbst, inson-
derheit bei Corinth, dass, wahrscheinlich in Folge der zur Römerzeit gemachten Nachgrabungen, treffliche
gemalte Vasen nur sehr selten sich finden, dass aber diese an Zierlichkeit und Reinheit der Zeichnung
alle in Italien gefundenen übertreffen, und uns einen Begriff von den bei den Römern so hochgeschätzten geben.

1) Siehe Prof. E. Gerhard, Rapporto intorno i vasi Volcente und Monum. del. Instit. archeol. (1834) Vol. II. Tav. 8. 9.

2) Einen Beitrag hierzu siehe in Recherches sur les vcritables noms des vases grecs par Th. Panofka.
 
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