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An der Vorseite der Münze steht das Haupt der Athene Parthenos des Phidias rechts gewendet,
bedeckt mit der Tryphaleia, einem Helme, der oben mit einem dreifachen Busche von Rosshaar, vorn
mit einer Reihe Rossköpfe, an der Seite mit dem Pegasos und einer Pflanze verziert ist; an der Kehrseite
steht in einem Olivenkranz die Eule auf der panathenaischen Preisvase oder dem Oelkrug, Amphora
panathenaica, zu beiden Seiten im Felde die Inschrift: agemen . . . M02XIQN, welche ergänzt a©e
NAinNMENTnpMOSXinN heisst, den Namen des Volks der Athener nebst Eigennamen zweier Münzvor-
steher Mentor und Moschion erwähnend, und rechts dieselbe Gruppe des Harmodius und Aristogiton
verkleinert von der linken Seite gesehen.

In einer bedeutenden Menge vorhandener athenischer Pentedrachmen derselben Art, welche mannig-
faltige Nehenzeichen tragen, findet sich nur eine der vorliegenden ähnliche Münze, mit dem vollständig
erhaltenen Namen Mentor, nämlich im Museum Hunterianum Tab. IX. fig. 14. und in Mionnett Descript.
des medailles Tome II. erster Ausg. und Tome III. Supplement Attique, jedoch mit dem Unter-
schied, dass auf der Amphora ein a, unter derselben An, am Helm der Athene statt des Pegasos und
der Pflanze ein Greif vorkommt. Hieraus erhellt die gleichzeitige Verfertigung und Ausprägung verschie-
dener Stempel zu derselben Münze. Die Richtigkeit der von Mionnet geäusserten Vermuthung gegen die
gewöhnliche Annahme von Archontennamen auf Münzen bewährt sich hier, indem das Verzeichnifs atheni-
scher Archonten (s. H. Clinton Fasti Hellen, ed. Krüger) keinen einzigen des Namens Mentor oder
Moschion enthält; aber falsch und unpassend erklärt derselbe die auch auf jener Münze vorhandene Gruppe
des Harmodius und Aristogiton für Gladiatoren, welche zwar bei den Römern, aber niemals bei den
feinfühlenden Griechen Beifall fanden und ganz anders vorgestellt wurden.

Da im Vergleich des Münzzeichens mit dem Bildwerk am Sessel der nämliche Gegenstand von zwei
entgegengesetzten Ansichten sich darbietet, so folgt, dass beiden ein vollrundes Werk zum Vorbild diente.
Dieses konnte wohl kein anderes, als das berühmte Muster der Vorstellung des Harmodius und Aristo-
giton, die eherne Statuengruppe des Künstlers Antenor gewesen seyn, welche die Athener am
meisten hochschätzten und bei grossen Schicksals-Ereignissen als Schutz und Unterpfand ihrer Freiheit zu
betrachten pflegten. Xerxes hatte bei Besitznahme von Athen im Jahre vor der salaminischen Seeschlacht,
(Ol. 75, % v. Chr. 479.) diese in der Nähe des Prytaneums, beim Metroum aufgestellte Gruppe als Beute
in sein Königreich fortschleppen lassen; nach dem sieghaften Ausgang der Schlacht und der Flucht des
Xerxes musste Praxiteles an die Stelle derselben Gruppe eine ähnliche, veramthlich ein Nachbild ver-
fertigen, welche Pausanias noch zur Zeit der Antonine beim Prytaneum stehen sah, aber Alexander der
Grosse Hess nach der Einnahme von Babylon, auf die Bitte einer besondern Gesandtschaft der Athe-
ner, ihnen die entführte Gruppe, wahrscheinlich Ol. 114, 1. oder im Jahr 324 v. Chr., durch Antiochus,
des Seleucus Sohn, wiedererstatten (vergl. Paus. 1. I, c. 8. 5. und die Anmerkungen von Siebeiis). Zu
selbiger Zeit scheint daher wegen des Andenkens ihrer Rückkehr in die Stadt ein Abbild der Gruppe
auf die athenische Münze geprägt worden zu seyn, und damit stimmt auch die Kunstepoche der Verfer-
tigung des Marmorsessels überein.

Taf. I.

No. 1. Schild an der zertrümmerten Marmorherme oder am Brustbildnisse, Protome, einer Ver-
storbenen, zu Aegina gefunden und im Besitz des Herrn Fauvel.

Von schmaler viereckiger Randeinfassung umgeben, erscheint hier eine kleine Gruppe des Eros und
Anteros oder der Liebe und Gegenliebe, in erhabener Arbeit, vorn über dem faltigen Busengewande des
 
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