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mit Knemiden versehenen Männergestalt, als ein öfter vorkommendes Sinnbild kriegerischen Geistes *),
den Haupthelden Hcktor erkennen; er empfängt die Lanze aus der Hand seiner Gattin Andromache,
die, mit langem Chiton, rothem Diploidion und rother Kinde geschmückt, ihm entgegentritt. Neben diesen
ist Creusa, einen übergeschlagenen Mantel und eine eben solche rothe Kopf binde, wie Andromache,
tragend, mit beiden Händen beschäftigt, ihrem schon vollständig gerüsteten, forteilenden Gatten Aeneas
noch das Visir des Helms vor das Gesicht herab zu lassen. Ihm nähert sich Paris in der Tracht eines
troischen Bogenschützen, wie Homer ihn einführt, nämlich mit der phrygischen Mütze und den Anaxy-
riden oder langen Lederhosen bekleidet, mit dem Bogen in der Hand und dem Kocher an der Seite,
indem er der Helena den Rücken kehrt, welche, in einen grossen Mantel gehüllt, mit herab wallendem,
durch weisse Farbe bezeichnetem, blonden Haupthaar, allein dasteht, einen Stab haltend, vermuthlich
die mangelhafte Lanze des hinter ihr dargestellten Deiphobos, Bruders des Paris, der nach dessen Tode
ihr Gemahl ward, als der, nächst Hektor, tapferste der Priamiden. Schon gerüstet mit Helm, Panzer
und Beinschienen, stemmt dieser den linken Fuss auf eine Bank, im Begriff, die eine der Beinschienen
zu befestigen, während sein Schild mit dem Zeichen eines Epheukranzes neben ihm angelehnt liegt,
und sein Schwert sammt dem Riemen desselben noch oben an der Wand hängt.

3. Zweikampf des Echemos und Hyllos wegen Entscheidung des Schicksals der Herakliden;
in Gemässheit der bei den Alten Öfter befolgten Sitte, die Streitigkeiten der Völker zur Ersparung des
Blutver«iessens durch Zweikämpfe der Anführer entscheiden zu lassen. Denn, nachdem Hyllos, der
älteste Sohn des Herakles, den Eurystheus im Kriege getödtet und die verbannten Nachkommen seines
Vaters in den Peloponnes eingeführt, aber auf Befehl des Orakels das Land wiederum mit ihnen ver-
lassen hatte, verleitete ihn ein zweiter, missverstandener Orakelsprach, nach drei Jahren zurückzu-
kehren und den Echemos, Sohn des Aeropos und König von Tegea, zu einem solchen Einzelkampf her-
auszufordern, dessen unglücklicher Ausgang seinen Tod und eine fünfzigjährige Verzögerung der Rück-
kehr der Herakliden veranlasste. Das Denkmal des Hyllos stand bei Megara, wo er bestattet war **).

Vorliegendes Gemälde äginetischen Styls seilt beide Helden im Handgemenge begriffen zwischen
zwei nebenstehenden Herolden dar, welche, von grossen, mit Purpurstreifen eingefassten Mänteln umhüllt,
mit purpurnen Kopfbinden geschmückt, Stäbe in den Händen halten und die Kämpfer beobachten. Diese
tragen beide herabgelassene Helme, Panzer, umgegürtete Schwerter, Schilde, Beinschienen und Speere;
sie stossen mit den Schilden gegen einander. Echemos trifft den schon auf's Knie gestürzten Hyllos mit
dem Speer in die Brust, während letzterer vergebens seine Waffe nach ihm gerichtet hat. Derselbe
Gegenstand war auf der steinernen Grabstele des Echemos zu Tegea in erhobener Arbeit ausgeführt ***)
und vielleicht das Vorbild von diesem Gemälde, von welchem schon Wiederholungen auf Grossgrie-
chischen Vasen gefunden wurden, die Behauptung widerlegend, dass solche niemals auf Vasen vor-
kämen. J. Millingen hat eine Wiederholung herausgegeben, aber sie für den Zweikampf des Eteokles
und Polynikes falsch erklärt, indem er zugleich die Herolde für Frauen ansah ****). Die Aehnlichkeit
der kämpfenden Gruppe mit dem am Kasten des Kypselos abgebildeten letztern Gegenstand mag ihn
dazu verleitet haben, aber dort stand hinter dem gesunkenen Polynikes die Göttin des Todesgeschicks,

*) Auf dem Schilde des Augustus, auf einem Schilde in der Mosaik von Palestrina, auf einem Schilde in Hamilton's Vasen T. IV.
Tah. 51-, auf einem Tropäon in Villa Albani, auf Wangenschienen einiger Helme (s. Winckelm. mon. ined.) u. f. kömmt dieses
Sinnbild vor.
«*) Pausan. I. 41, 2.
**») Pausan. VIII. 53, 5.
»***) Millingen, Peintures antiques de vases Grecs de la collect. Coghitt, pl. 35. N. 2 et 3. pag. 36.
 
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