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Erechtheus Tochter Chthonia nach dem Spruch des Orakels von der Hand des Vaters fallen, worauf
ihre Schwestern sich selbst das Leben nahmen. Durch einen feierlichen Vertrag wurde der Streit be-
endigt; Eumolpos und seine Nachkommen erhielten die Oberpriesterschaft der Demeter, der Persephone
und des Jacchos, Butes und seine Nachkommen die der Athene und des Poseidon *).

Taf. XL

Drei Gemälde in nachgeahmter hieratischer Manier auf drei Lekythen aus Athen.
1. Waffentausch des Glaukos und Diomedes, in des Consuls Fauvel Sammlung. Nachdem die
genannten beiden Helden, der Sohn des Hippolochos und der des Tydeus, bei ihrer Begegnung auf dem
Schlachtfelde vor Troja (s. Hom. Jl. VI. v. 206 ff.) sich der Gastverwandtschaft der Väter erinnert,
eilten sie auf einander zu, stützten sich auf die Lanzen, reichten sich die Hände zum Zeichen des
Treubundes und begannen gegenseitig ihre Waffen zu wechseln, wobei Diomedes für seine ehernen
goldene von Glaukos bekam, der nicht darauf achtete. Dieser steht hier mit hochbuschigem Helm,
Panzer, Schwerdt, Schild und Lanze, wie sein Gastfreund, gerüstet, im Begriff, den herabgestellten
Schild nebst dem Gewände ihm zu übergeben und die Lanze gegen die dargebotene des Diomedes
auszutauschen. Zu beiden Seiten ist ein hinweg eilender phrygischer Bogenschütz, beide mit Anaxy-
riden von gestreiftem Tigerfell und spitzen phrygischen Mützen bekleidet, Köcher an den Hüften,
stark gekrümmte Bogen und lange Pfeile in den Händen tragend, angebracht, um das Lokal und die
Begebenheit näher zu bestimmen.

% Dreimalige Wiederholung des Amphiaraos mit dem abgehauenen Haupte des Menalippos,
Vasengemälde, im Besitz des Herrn Burgon. Als Tydeus, einer der Sieben vor Theben, durch Mena-
lippos tödtlich getroffen war, und die Göttin Athene ihm den Trank der Unsterblichkeit zu ertheilen
eilte, verhinderte der Seher Amphiaraos die Ausführung ihres Vorhabens, indem er aus Rache, weil
Tydeus die Argier zu diesem unheilvollen Kriege gegen Theben verleitet hatte, das Haupt des Mena-
lippos abschlug und dem Sterbenden überbrachte, welcher beim Anblick des verhassten Feindes in so
heftigen Grimm, so thierische Wuth gerieth, dass er vom Gehirn desselben schlürfte, und die nahende
Göttin vor ihm entsetzt zurück weichen musste.

Der Versucher Amphiaraos erscheint hier bärtig, mit kurzem Chiton, Knemiden und hochbuschi-
gem Helm bekleidet, in eilig vorschreitender Bewegung, das blosse Schwert in der Rechten und das
ab°ehauene, behelmte Haupt am Helmbusch in der Linken empor haltend. Durch die dreifache Wie-
derholung des Gegenstandes ist ein verstärkter geheimnissvoller Eindruck desselben bezweckt worden.
Ausserdem enthält das Alterthum noch anderen, aber minder tiefsinnigen und berühmten Stoff zur Deu-
tung des gegenwärtigen Bildes, wie das Beispiel des Hyllos, Sohns des Herakles, der den Kopf des
Eurystheus an Alkmene überbrachte, des Agamemnon, der den Kopf des Hippolochos, des Diomedes,
der den Kopf des Dolon abhieb, und den Winckelmann auf einer Paste (s. Taf. LIV.) erkannte. Im
Hintergrunde schlingen sich hier drei Epheuranken zwischen den Figuren hin, um den Raum auf unge-
zwungene Weise zu füllen.

3. Ankunft des Adrast mit dem göttlichen Ross Arion auf Colonos Hippios, Vasengemälde, im
Besitz des Herrn Lusieri. Bei der Niederlage der sieben Helden vor Theben war Adrast der einzige,
welcher durch Hülfe seines schnellen Wunderrosses, des Arion, des vom Meergott Poseidon mit der

*) Pausan. I. 38.
 
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