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an ihm vorüberflieht, verächtlich zurückschaut und in bacchischer Begeisterung die Arme ausbreitet,
Fackel und Thyrsos in den Händen schwingend.

3. Rechts von diesem Gemälde ist die Form der Hydria, auf welcher die erwähnten Gegen-
stände vorkommen. Links ist ein anderes Gefäss der Art abgebildet, welches durch Veredelung jener
älteren Form entstanden zu seyn scheint.

Taf. XXII.

Gemälde von nachlässiger Zeichnung auf einer Hydria von der Form der vorigen; aus Athen
und ehemals in der dortigen Sammlung des Herrn Lusieri.

1. An der Vorseite der Vase. Waffentanz, Pyrrhiche, einer als Amazone verkleideten Frau
nach der Musikbegleitung einer Flötenspielerin. Erstere mit Stiefeln, Endromiden, in einer eng an-
liegenden Aermeljacke und mit engen ledernen Hosen, Anaxyriden, bekleidet, welche durch über die
Schultern gelegte, an einem Brustgürtel befestigte Tragschnüre gehalten werden, macht die kriegeri-
sche Stellung und Geberde der Verteidigung auf dem Rückzuge, indem sie sich umwendet, den run-
den gewölbten argolischen Schild vorstreckt und mit der Lanze ausholt. Unter dem buschigen Helm
auf ihrem Haupte wallen lange Locken herab. Die andere, in langem Mantel, darüber einen bunt
gefleckten Chiton und mit einer Haube auf dem Haupt, folgt, zu ihren taktmässigen Schritten die
Doppelflöte blasend.

Die Kampfübungen der Jünglinge pflegten mit einem solchen Tanz, wo sie nach dem Takt
eines Flötenspielers kriegerische Wendungen machten, beendigt zu werden. Nach Apulejes traten
bei den Lacedämoniern auch junge Frauen als Pyrrhichisten auf.

2. An der Kehrseite der Vase. Unterricht eines Epheben im Hornblasen. Ein Rhabduchos,
Aufseher der Gymnasien, lehnt sich auf seinen Stab, halb vom Mantel verhüllt und drückt durch die
Bewegung der Hand und Geberden des Gesichts ein lebhaftes Gespräch aus, welches er an den ihm
zuhörenden Epheben richtet, der, mit einem Mantel bekleidet, die Hand in die Seite stützt und im
Begriff steht, ein Hörn an den Mund zu setzen.

3. Die Form der Amphora ist am verzierten Rande des Gemäldes beigefügt.

Taf. XXIII.

Gemälde von feiner zierlicher Zeichnung auf einem Gefäss in Form eines Astragalos oder
Knöchels, welches zu Aegina von Herrn Cartwright angekauft worden und seitdem beim General-
consul Herrn Frere in London sich befindet.

1. Auf der Oberseite empfängt ein dem Silen ähnlicher bärtiger Greis, der bei nacktem Ober-
leib ein um seinen Untertheil als Schurz geschlagenes Gewand trägt, mit Ausruf und Geberden des
Erstaunens, seine Arme emporhebend, die drei herannahenden Hören oder Jahreszeiten, Irene, Euno-
mia und Dike, welche die Wolkenthore des Olympos bewachen, öffnen und verschliessen. Diese hal-
ten sich im Reigen an den Händen gefasst; ihre Kleidung besteht aus feinen Chitonen und auf der
Schulter gehefteten kurzen Mäntelchen; nur die mittlere hat eine Haube auf dem Kopfe. Nach Urnen
folgen in verschiedenen Richtungen an dem Gefässe umher vertheilt zehn in der Luft schwebende
tanzende Frauen, wahrscheinlich die Chöre der Hyaden und Plejaden, welche gleich den Hören Am-
men und Pflegerinnen des Dionysos waren und von Zeus in die den Ackerbau und die Schiffahrt lei-
tenden Gestirne an Stirn und Schulter des Stierzeichens versetzt wurden. Sie erscheinen in durch-
sichtige, verzierte Chitonen gekleidet, bis auf die letzte, die einen Mantel über dem Unterkleide
 
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