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Zwei bis über den Hinterkopf in Mäntel verhüllte Mimen, welche dicht vor einander stehen
schauen sich scharf ins Gesicht und unterhalten sich schweigend durch blosse Geberden. Noch heute ist den
lebhaften Südländern diese Art der Mittheilung eigenthüinlich. — Eine Trinkschaale derselben Form
mit solchen verhüllten Gestalten wurde unter den Grundmauern des Bacchustheaters zu Athen aus-
gegraben.

6. Festmahl, Gemälde auf einer athenischen Vase, nebst ergänzter Beschädigung, aus dersel-
ben Sammlung.

Ein bärtiger Mann, der, halb vom Tischgewand umgeben, die Linke an ein Polster stützt und
in der Rechten eine Frucht zum Genüsse bereit hält, liegt behaglich auf einem Ruhebette; vor ihm,
mit untergelegten Polstern an seine Kniee gelehnt, ruht eine Kitharödin, ebenfalls bis zum Oberleib
in ein Tischgewand eingehüllt, und spielt die Leier. Auf dem neben hingestellten niedrigen Tische
bieten sich Gebackenes und Früchte dar; ein Kandelaber ragt am Fussende des Ruhebettes empor,
auf einem Schenktische stehen zwei bekränzte Weinkrüge, und ein dienender nackter Knabe tritt
herein, eine Schüssel mit Obst und Kuchen tragend, die, von Sesam, Weizen und Honig bereitet,
Pyramuntcn hiessen.

Taf. XXVII.

1. Deckelgemälde der unten abgebildeten Vase, welche vom Consul Fauvel zu Athen ausge-
graben wurde und jetzt in der Sammlung des Herrn Grafen Pourtales zu Paris sich befindet, mit der
Vorstellung der Feier des Eros und der Aphrodite in Bezug auf ein junges Brautpaar. Eros, welcher
hier zweimal vorkommt, unterscheidet sich als Hauptperson von monochromen Nebenfiguren durch
Ausführung mit verschiedenen Farbentönen, von denen nur die weisse Grundfarbe noch geblieben, das
Übrige verlöscht ist, Sein braunes Haar umgiebt ein goldener Reif, seine Flügel sind oben blau ge-
malt und unten vergoldet, wobei zu bemerken ist, dass alle vergoldeten Theile wegen der Lichtwir-
kung erhaben gearbeitet sind. Er, der Gott des Liebesverlangens, steht nackt mit aufgestütztem Fusse,
ein Weihrauchkästchen tragend, von dem er den Deckel aufgeschlagen hat, im Begriff eine Opfergabe
daraus zu ziehen, um die Liebenden zn empfehlen, vor Aphrodite, welche durch das neben ihr ange-
brachte Attribut einer blauen Taube kenntlich ist und, mit goldenen Armspangen, Perlen und einer
Sphendone geschmückt, halb entblösst, halb vom Gewand verhüllt, dasitzt. Sie sieht sich nach einer
bei ihr weilenden Grazie um, die, mit der Haube, Kekryphalos, bedeckt, in einen langen kreuz weis
über die Brust gegürteten Chiton gekleidet, die Linke in die Seite stemmt, in der Rechten einen
blau eingefassten Opferkorb hält und ein goldenes Thymiaterion oder Rauchgefäss neben sich stehen
hat. Hierauf folgt eine andere Scenc, wo die Grazie Pitho, üeberredung, der Liebeszauber der Braut,
mit einer Sphendone um das Haupt, mit Perlen und Ohrgehängen geschmückt, in einen langen umgür-
teten Chiton gekleidet, den Fuss aufstützt, vor dem sitzenden Eros steht und einen Korb mit goldenen
Früchten als Huldigung ihm darbringt, der freundlich eine von den Früchten ergreift. Neben ihm
zeigt sich die Gruppe des Brautpaars, von welchem der Bräutigam, geschmückt mit einem goldenen
Reifen ums Haupt, bloss den leichten Ueberwurf eines Chlamidion trägt und sich an einen Stab lehnt,
während die Braut, mit dem langen Chiton und der Sphendone angethan, die linke Hand in die Seite
stemmend, den rechten Arm auf seine Schulter legt. — Mitten im Deckel steckt ein eherner Knopf
und Ring als Handhabe. Durch Anmuth, Leichtigkeit und Sauberkeit der Zeichnung, Feinheit, Innig-
keit und Schönheit der Auffassung kündigt sich dies Gemälde als ein Werk aus der Zeit des vollen-
deten attischen Styls an.

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