-------- 31 --------
vollkommene Reinigung und religiöse Vorbereitung zu den nachfolgenden Tagen der mystischen Feier
zu begründen. In Bezug auf diesen Gebrauch sehen wir hier beim Ufer am Fufse eines von bacchi-
schem Epheu bewachsenen Baumstammes eine nackte, dem Bade entstiegene Jungfrau in niederkauern-
der Stellung; sie kämmt ihr lang herab wallendes feuchtes Haar aus, indem sie es durch einen mit
Riemen an die Hand befestigten Kamm zieht. Ueber dem Stamm liegt der abgelegte feine Chiton
derselben, und oben an der mäanderverzierten Randeinfassung des Gemäldes hängt eine im Profil
dargestellte Kylix oder Trinksekaale.
5. Gemälde des oben angezeigtem Aryballos. Thetis, die Nereide, welche die Gewalt hat die
Wogen zu bändigen, sitzt auf dem bei Meeresstille hervorspringenden Delphin, dem Sinnbild glück-
licher Fahrt, und eilt, an den Flossen des Thieres sich festhaltend, mit feinem leichtem Chiton und
einer Haube bekleidet, über das Meer in's Hochzeitsgemach ihres Gatten Peleus. Diesen Gegenstand
beschreibt Valerius Flaccus in folgenden Versen (Argon. 1. iv. 13—32.):
Hie insperatos Tyrrheni in tergore piscis
Peleos in thalamos vehitur Thetis.
Eine ähnliche Darstellung kommt in Millingen's Vasen PI. IV. vor, nur mit dem Unterschied,
dafs statt des hier oben angebrachten, in einer bunt gezierten Binde bestehenden, Kranzes ein Spiegel
hängt, welcher eben so wohl, wie jener, das Ziel ihrer Fahrt bezeichnen kann.
Taf. XXXVII.
1. Zweimal im Kreise wiederholtes Gemälde auf der Aufsenseite einer Trinkschaale, Kylix,
von der darunter angezeigten Form, aus der Fauvelschen Sammlung zu Athen. Iphigenia, im Heilig-
thume zu Tauris als Priesterin, mit langem feinem Chiton und schön gefaltetem Peplos bekleidet, die
Haare in lang herabfallende Locken geordnet und mit einem Palmenkranz geschmückt, steht zwischen
Orest und Pylades und reicht dem ersten eine Phiale oder Opferschale, um ihn durch einen Sühnungs-
trank von der Raserei, wegen des Muttermordes, zu befreien. Sowohl Orest als Pylades trägt einen
Palmenkranz ums Haupt und einen Stab in der Hand, doch unterscheidet sich jener durch Nacktheit
des Körpers, bei dem Ueberwurf einer Chiana, von diesem, der mit einer kurzen Chlamys verhüllt
ist und einen Reisehut auf dem Rücken hängen hat.
2. Rundbild im Innern derselben Trinkschaale. Orest in der Tracht wie oben, nur unbe-
kränzt und mit einem an der Spitze des Stabes befestigten Epheuzweig versehen, bietet sich als
Büfsender und Bittender, wegen der auf ihm lastenden Mordschuld, seiner Schwester dar und hält
die vorige Phiale in den Händen, welche sie ihm so eben mit dem Sühnungstranke gefüllt hat, wie
man aus dem Prochoos oder der Kanne in ihrer Hand ersieht, jedoch erscheint sie hier ohne Priester-
schmuck, weil sie zugleich den blutigen Dienst in Tauris zu verlassen und dem Bruder ins Vaterland
zu folgen entschlossen ist. Die im Gemälde angebrachte Inschrift xaUg, welche als ein Lobeszuruf
attischer Trefflichkeit des Siegers und Kämpfers galt, wie das Bravo, beweist, dafs das Gefäfs als
ein Kampfpreis diente.
3. Form der Kylix, auf welchem die eben erwähnten Gemälde, und zweier Lekythen aus der-
selben Sammlung, auf welchen die beiden nachfolgenden Gegenstände sich befinden.
4. Ein Alexeter, Vertheidiger, Abwehrer des Unrechts, wie die Alten eine von Polyklets be-
rühmten Statuen nannten, in welcher der Moment die Waffen zu ergreifen vorgestellt war *), erscheint
*) Plin. 1. 34. cap. 19. sect. 2.
16
vollkommene Reinigung und religiöse Vorbereitung zu den nachfolgenden Tagen der mystischen Feier
zu begründen. In Bezug auf diesen Gebrauch sehen wir hier beim Ufer am Fufse eines von bacchi-
schem Epheu bewachsenen Baumstammes eine nackte, dem Bade entstiegene Jungfrau in niederkauern-
der Stellung; sie kämmt ihr lang herab wallendes feuchtes Haar aus, indem sie es durch einen mit
Riemen an die Hand befestigten Kamm zieht. Ueber dem Stamm liegt der abgelegte feine Chiton
derselben, und oben an der mäanderverzierten Randeinfassung des Gemäldes hängt eine im Profil
dargestellte Kylix oder Trinksekaale.
5. Gemälde des oben angezeigtem Aryballos. Thetis, die Nereide, welche die Gewalt hat die
Wogen zu bändigen, sitzt auf dem bei Meeresstille hervorspringenden Delphin, dem Sinnbild glück-
licher Fahrt, und eilt, an den Flossen des Thieres sich festhaltend, mit feinem leichtem Chiton und
einer Haube bekleidet, über das Meer in's Hochzeitsgemach ihres Gatten Peleus. Diesen Gegenstand
beschreibt Valerius Flaccus in folgenden Versen (Argon. 1. iv. 13—32.):
Hie insperatos Tyrrheni in tergore piscis
Peleos in thalamos vehitur Thetis.
Eine ähnliche Darstellung kommt in Millingen's Vasen PI. IV. vor, nur mit dem Unterschied,
dafs statt des hier oben angebrachten, in einer bunt gezierten Binde bestehenden, Kranzes ein Spiegel
hängt, welcher eben so wohl, wie jener, das Ziel ihrer Fahrt bezeichnen kann.
Taf. XXXVII.
1. Zweimal im Kreise wiederholtes Gemälde auf der Aufsenseite einer Trinkschaale, Kylix,
von der darunter angezeigten Form, aus der Fauvelschen Sammlung zu Athen. Iphigenia, im Heilig-
thume zu Tauris als Priesterin, mit langem feinem Chiton und schön gefaltetem Peplos bekleidet, die
Haare in lang herabfallende Locken geordnet und mit einem Palmenkranz geschmückt, steht zwischen
Orest und Pylades und reicht dem ersten eine Phiale oder Opferschale, um ihn durch einen Sühnungs-
trank von der Raserei, wegen des Muttermordes, zu befreien. Sowohl Orest als Pylades trägt einen
Palmenkranz ums Haupt und einen Stab in der Hand, doch unterscheidet sich jener durch Nacktheit
des Körpers, bei dem Ueberwurf einer Chiana, von diesem, der mit einer kurzen Chlamys verhüllt
ist und einen Reisehut auf dem Rücken hängen hat.
2. Rundbild im Innern derselben Trinkschaale. Orest in der Tracht wie oben, nur unbe-
kränzt und mit einem an der Spitze des Stabes befestigten Epheuzweig versehen, bietet sich als
Büfsender und Bittender, wegen der auf ihm lastenden Mordschuld, seiner Schwester dar und hält
die vorige Phiale in den Händen, welche sie ihm so eben mit dem Sühnungstranke gefüllt hat, wie
man aus dem Prochoos oder der Kanne in ihrer Hand ersieht, jedoch erscheint sie hier ohne Priester-
schmuck, weil sie zugleich den blutigen Dienst in Tauris zu verlassen und dem Bruder ins Vaterland
zu folgen entschlossen ist. Die im Gemälde angebrachte Inschrift xaUg, welche als ein Lobeszuruf
attischer Trefflichkeit des Siegers und Kämpfers galt, wie das Bravo, beweist, dafs das Gefäfs als
ein Kampfpreis diente.
3. Form der Kylix, auf welchem die eben erwähnten Gemälde, und zweier Lekythen aus der-
selben Sammlung, auf welchen die beiden nachfolgenden Gegenstände sich befinden.
4. Ein Alexeter, Vertheidiger, Abwehrer des Unrechts, wie die Alten eine von Polyklets be-
rühmten Statuen nannten, in welcher der Moment die Waffen zu ergreifen vorgestellt war *), erscheint
*) Plin. 1. 34. cap. 19. sect. 2.
16