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Tag für Denkmalpflege
Stenographischer Bericht — 3.1902

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Zweite Sitzung, Freitag, den 26. September, morgens 9 Uhr
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Bericht des Herrn Oberbürgermeisters Struckmann - Hildesheim über die Aufgaben der Kommunalverwaltungen auf dem Gebiete der praktischen Denkmalpflege
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https://doi.org/10.11588/diglit.29778#0106
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Kommuna,tvcrwaltung-en und Denkmatpttege.

stelle ich mir die Stellung der Stadtverwnltungen, von denen ich vorxugsweise
rede, vor. Sie sollen ehen getragen werden nllerdings von dem Streben, die
Stadt den Erfordernissen der Neuzeit entsprechend zu gestnlten, aber in
engem Zusnmmenhnng mit dem Alten. Ich glaube, eine Stadtverwaltung,
die nicht von diesem Standpunkt ausgelit, liat ihre eigentliche, ihre höchste
Aufgabe niciit vollständig erkannt. (Sehr walir!) Meine Herren, ist denn
eine Stadtverwaltung allein dazu da, den Leuten Gelegenheit zu geben, ihre
tägtichen Lebensbedürfnisse mögtichst gut, möglichst billig, möglichst voll-
kommen zu befriedigen? Ist die Stadtverwaltung ailein deshalb da? Gewiss
ist es eine der wichtigsten Aufgaben, fiir die Gesundheit und was damit zu-
sammenhängt, zu sorgen. Aber, meine Herren, lebt denn der Mensch vom
Brot allein? (Bravo!) Wenn die Stadtverwaltung, wie ich vorhin sagte,
auf allen Gebieten thätig sein muss, um vollständig den Kreis dessen, was
dem Menschen nötig ist, zu erschöpfen, auf allen Gebieten sein Wohl zu
fördern — besteht denn das Wohl des Menschen ailein in dem Körperlichen
oder ist es nicht etwas viel höheres, das geistigeWohl des Menschen, und
gehört es nicht zum geistigen Wohl des Menschen, zu seiner geistigen Hebung,
zu seiner geistigen Ausbildung, sich in engem Zusammenhang zu fithlen auch
mit der Yergangenheit, seine Freude daran zu haben, wie allmählich sich die
Stadt herangebildet hat, wie nicht nur das Strassenphaster, nein, weit mehr
noch, wie die einzelne Kirche, wie die einzelnen Häuser, wie die einzelnen Bild-
werke, wie alles sich allmählich entwickelt hat. Ist das nicht eine Aufgabe der
Stadtverwaltung, viel dankbarer, und wenn sie nur erst reclit erkannt ist,
wenn nur erst der richtige Geist in die Bevölkerung liineingebracht ist, auch
von dieser viel dankbarer anerkannt, als wenn bloss dafiir gesorgt wird, dass
das Pdaster und andere derartige Einrichtungen gut sind!

AIso dariiber, glaube ich, kann unter uns hier kein Zweifel sein, und
für Sie rede ich gewiss ja auch weniger als fiir diejenigen, die heute hier
nicht vertreten sind. (Sehr richtig!) Auch bei denen, glaube ich, kann
daruber ein Zweifel nicht sein, dass es zu den wichtigsten, zu den idealsten,
zu den schönsten, zu den dankbarsten Aufgaben einer Stadt mit gehört,
auch auf dem Gebiete der Kunst, der Wissenschaft und vorzugsweise auf
dem Gebiete der Denkmalpdege thätig zu sein, die ja Kunst und Wissen-
schaft mit einander vereinigt und wmbei hinzukommt das, was ich vorhin
sagte: die Pietät gegen die Yergangenheit.

Also ich sehe ganz ab von der rechtlichen Seite der Sache, die ja
bei den Provinzialverwaltungen — das wird vielleicht Herr Professor
Clemen noch des Näheren erörtern — namentlich entschieden zum Ausdruck
gekommen ist in den Dotationsgesetzen. Die Frage interessiert mich augen-
blicklich viel weniger. Mir kornrnt es viel mehr darauf an, die innerliche
Berechtigung, die innerliche Yerpdichtung der Städte und der Kommunal-
verwaltungen hervorzuheben, aucli auf dem Gebiete der Denkmalpdege
nicht nur nebenbei aus Liebliaberei, sondern ex professo als einem ivichtigen
Gegenstande der städtischen Yerwaltung thätig zu sein. (Sehr gut!)

Nun, meine Herren, wir in der Stadt Hildesheim haben uns bemüht, auf
diesem Gebiete seit einer langen Reihe von Jahren thätig zu sein, und als wir
unser Rathaus möglichst im Anschluss an die früheren Formen ausgestalteten
und einen grossen Saal schufen, da haben wir dann unter den Emblemen, die
angebracht sind im Rathaus und wo die verschiedenen Stände dargestellt
 
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