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Tag für Denkmalpflege
Stenographischer Bericht — 3.1902

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Zweite Sitzung, Freitag, den 26. September, morgens 9 Uhr
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Bericht des Herrn Oberbürgermeisters Struckmann - Hildesheim über die Aufgaben der Kommunalverwaltungen auf dem Gebiete der praktischen Denkmalpflege
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https://doi.org/10.11588/diglit.29778#0107
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Komnnttinlverwaltungen und Deuknialpttege.

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sind, mit denen die stüdtische Vcrwaltung zu tltun itat, die zu vertreten
uttd deren AVoitl zu fördern sie herufen ist, ganz absichtiich aucit den Ge-
leiirten angebracht und iittn den Denhspruch heigegeben: nWissenscitaft, und
Kunst hnde stets hier Gunst". Meine Herren, mögen aile Städte das he-
herzigen, dass in eittern Ratliaussaale nehen ailedent, was ftir das körperliche
Wohisein der Städte erforderlich ist, auch das geistige Wohlsein, die geistige
Gesundung ttnd die Erhaitung des geistigen Zusammenhangs, eines ununter-
hrochcnett Zusammonitangs von der Vergangenheit her in die Gegenwart zur
Zukunft itin — dass dieses aüüheraii eine wiclttige Aufgahe sei, möge Wissen-
schaft und Kunst, in allen Städten künftigiiin der richtigen Würdigung, der
richtigen Förderung sich erfreuen. (Beifall.)

Meine Herren, wentt wir also üher diese theoretische Frage, glauhe ich,
oitne weiteres einig sind, dann fragt es sich aher: welche praktischenMittel
sind nun zu ergreifen, damit wir mohr und tnehr die städtischen Verwaltungen
selbst, und ihre Bevölkerung zu der Erkenntnis hringen, dass und wie sie ihre
Aufgaben zu erfüilen itaben. Ja, nteine Herren, wir hahen ja lange Zeiten
gehaht, wo tttan von Denkmälern und Denkmalpdege namentlich in den Städten
sehr wenig wusste. Man wusste es weder anzufangen, erkannte auch den Wert
nicht, sondern riicksichtslos schritt man über die herrlichsten Sachen Itinweg,
hrach Häuser ab, heseitigte Altäre aus den Kirchen — und es ist niemand
von dieser Sünde freizusprechen, weder der Staat, noch die Städte, noch die
Kirche. Es hat Zeiten gegeben, wo keiner seine Aufgahen erkannt hat.
Meine Herren, allmählich ist, es hesser geworden, auch in vielen Städten
ist es besser geworden. Wenn wir sehen, was in vielen Städten heutzutage
schon geschieht auf diesem G ebiete — ich möchte sagen: vielleicht nicht in der
Erkenntnis, dass dies gerade eine wesentliche Aufgabe der städtischen Ver-
waltungen mit sei, sondern vielleicht aus dem Interesse der Einzelnen heraus,
die mehr oder weniger zufällig ftir diese Sache sich interessiert haben —
dann erkennen wir, dass es vorzugsweise wichtig ist, zunächst in die mög-
lichst weiten Schichten der Bevölkerung hinein die Kenntnis von der Wichtig-
keit der Denkmalpdege, der Aufgaben, die sie sich zu stellen hat, zu ver-
hreiten. Und da, meine Herren, miissen vor allem allerdings die städtischen
Beamten, vor allem die Magistratsmitglieder, die Oberhäupter der Stadt und
wer sonst mit der Verwaltung zu thun hat, mit gutem Beispiel vorangehen.
Darum lade ich die städtischen Verwaltungen, lade ich ihre Beamten
ein, ktinftighin möglichst zahlreich sich an unseren Versammlungen zu be-
teiligen. Wenn auf diesem Boden es gelänge — und vielleicht kann von
hier aus das auch noch gefördert, werden dadurch, dass man in umfassender
Weise ktinftig auch die städtischen Verwaltungen auffordert, unseren Be-
strebungen sich geneigt zu zeigen, unseren Versammlungen beizuwohnen —
wenn es uns erst gelänge, eine Reihe von Biirgermeistern, eine Reihe von
Stadtbaumeistern in unsern Kreis hier hineinzuziehen, meine Herren, dann
wird es nicht lange dauern, dass auch weitere Kreise der Bevölkerung uns
giinstig werden. (Sehr richtig!)

Meine Herren! Nachdem so zunächst die Leiter der Kommunen selbst
ihre Pdicht erkannt, haben, dann ist es ihre erste Aufgabe in derBevöIkerung
durch Wort, durch Schrift, durch Bild darauf aufmerksam zu machen und
darauf liinzuweisen, welche Interessen hier auf dern Spiele stehen, und da kann
man ja einwirken durch geeignete Anschaffungen in den Stadtbibliotheken, da-
 
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