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Studia Wilanowskie — 20.2012

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Sito, Jakub: Meissener Porzellan in Warschau: aus den Inventarforschungen zu den Warschauer Hochadels-Residenzen im 18. Jh.
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https://doi.org/10.11588/diglit.35075#0271

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Ausdrucksmittel der Herrschaft7 Das PorzeHan
blieb somit in der Ausstattung Warschauer Kónigs-
residenzen - des Schlosses, des Sachsischen Palas-
tes, zeitlich in Wilanów, oder auch der rundum
Warschau verstreuten kleinen Jagdschlósser und
Hófe (Saska Kępa, Marymont, usw.).^ Ernsthafte
Stifter im Kreise des polnischen Wettiner-Hofes,
neben den Kónigen, waren zwei kónigliche Minis-
ter, zuerst Jakub Henryk Flemming, spater Józef
Aleksander Sułkowski, und seit seinem politischen
Absturz im Jahre 1738 der allmachtige Heinrich
Bruhl - die rechte Hand, Minister, und anschlieBend
Premierminister Augusts 111., ein Adeliger mit bei-
nahe kóniglichen Anspruchen, dabei mit hóchsten
Kulturaspirationen. Sowohl in politischen Angele-
genheiten, ais auch in Sachen der Kunst war eben
Heinrich Bruhl spiritus mocens aller !nitiativen, in
Sorge um den Glanz und GróBe seines Kónigs, aber
auch im eigenen Interesse. Seit 1733 war er Direktor
der Kóniglichen Porzellanmanufaktur in Meissen.
Bekannt ist, dass er das Privileg besaB, die Ware
unentgeltlich einzunehmen.^ Fur die „Karriere" der
Porzellan-Sammelleidenschaft hat sich der Zeitab-
schnitt 1756-1763 ais besonders interessant erwie-
sen, ais im Anschluss an den Siebenjahrigen Krieg
der Kónigshof und die Premierkanzlei, samt einem
groBen Teil der Kollektion, dauerhaft nach War-
schau ubertragen wurde.'"
Das Sammeln von PorzeHan - einer sicherlich exklusi-
ven Ware im 18. Jh. - war zweifelsohne ein MaBstab
des groBherrlichen Status. Anfangs ein Monopol,
Ehre und Unterhaltung fur die Monarchen, wurde
es schnell zum Dekorum des Lebens der politisch-
kulturellen Eliten, ebenfalls in Polen. Seit das Meis-
sener PorzeHan in der zweiten Dekade des Jahrhun-
derts Verbreitung gefunden hatte, wurde es zum
Objekt von Bemuhungen des polnischen Hochadels,
insbesondere des Teils, der sich zum westeuropai-
schen Modeli der Aristokratie naherte, was oft mit
der sachsischen Option in den Uberzeugungen und
politischem Handeln verbunden war, auch wenn
dies keine Regel war." Somit stoBen wir auf Meis-
sener Porzellanerzeugnisse in Kollektionen solch
treuer Anhanger der Wettiner, wie der GroBkron-
schatzmeister Jan Jerzy Przebendowski^, Jan Kle-
mens Branicki'3, Antoni Lubomirski'**, oder Primas

Nr. 2-3, S. 138-165; U Ironu Królowe;
Marz 2007, Warszawa 2006, S. 228-230,
Kat. 84 u. Abb.
S. 335-337; H. Marx, Sztuka na dworze
Augusta Ul, in: ebd., S. 379-382.
37 (1992), Nr. 3, S. 199-242.
Leipzig 1760-1764; O.E. Schmidt, Minister
(7733-7763), Berlin 1921; A. Borowiczeny,
Botschild seinerZeit, Wien 1930; W. Fellmann,
Tteinrich Graf Bruhl, Leipzig 2000.
Przebendowskich, vlg. Sign. 1: Inwentarz
ruchomości /W/MP Doroty Ttenrietty
Przebendowshie; Bielińskie;, Warszawa
3. Februarii 7730; nach: E. Wendland, Ttawa,
herbata i czekolada..., S. 206, 210, 212.

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MEiSSENER PORZELLAN IN WARSCHAU...
 
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