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verschaffen, ohne dabei mühevolle Beweiswege betreten zu
müssen. Es gelang dies um so leichter, weil man für die
gesuchten Etymologien von vorn herein immer zwei Sprachen,
eben das Ketschua und das Aimarä, neben einander zur
Verfügung hielt.

Die Relacion de la Provincia de los Pacajes erklärt fast
alle Ortsnamen des Pacases-Landes aus dem Ketschua. Be-
reits hier, 1586, findet sich die Ableitung aus dem Ketschua-
Zeitwort ,tiyay', sich setzen, und dem Thiernamen ,Guanacoc,
also ,Tiahuanaco': „Setz dich nieder, Guanaco!", welche bis
in die neueste Zeit von Werk zu Werk weitergegeben worden
ist.1) Hr. Billinghurst2) giebt an, die Etymologie finde
sich bei Garcilaso. Die Stelle ist uns unbekannt. Auf
jeden Fall ist der Beweis erbracht, dass die Etymologie
weiter zurückdatirt als Garcilasos Werk. Mit welcher

1) De Castelnau, Expedition III p. 389, Forbes, 1. c. p. 112, Mitre, Las
Ruinas de Tiahuanaoo p. 7 u. s. w.

2) Reconicimiento Militär p. 35.

Sorglosigkeit schon im 16. Jahrhundert Etymologien von Orts-
namen aufgestellt wurden, geht aus der Thatsache hervor,
dass selbst naheliegende richtige Etymologien nicht aufge-
funden worden sind, wie denn z. B. ,Caquiaviri' aus dem
Ketschua abgeleitet worden ist, obwohl der zweite Bestand-
theil des Wortes als das aimaraische ,hauiri', Fluss3), leicht
erkennbar ist.

Die Etymologien: ,thia' in Aimara ringsherum, ,huanaatha'
trocknen, also ,Tiahuanaco' getrocknetes Ufer, und ,tia' in
Aimarä fern, ,huanaco' Guanaco, also ,Tiahuanaco' von fern
hergekommene Guanacos, d. i. von fern hergekommene Herum-
streicher, sollen die Annahmen einstiger Ueberschwemmung
des Thaies von Tiahuanaco (Hr. Ber4)) einerseits und die
Ankunft der Aimara als Volk aus fernen Gegenden (Hr.
Middendorf5)) andererseits stützen.

3) Bertonio, Voeabulario II p. 125.

4) Bulletin de la Societe de Geographie 1882, p. 579.

5) Ollanta p. 7.

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