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Bildwerke aus besonderen Materialien.

verwendeten lokalen Gesteine sind auch weich). Die Arbeiten in Hartstein haben
naturgemäß durchweg als Prunkstücke zu gelten.
Im Bereich der christlichen Skulptur tritt eine Klasse von Arbeiten in Porphyr
bedeutsam hervor, die Hauptgruppe bilden wieder Sarkophage. Seit langem berühmt
sind die zwei in der Sala a croce greca des Vatikan. Sie gelten als die Särge von
Konstantia und Helena, Töchtern des großen Konstantin. Sie haben gedrungene Ver-
hältnisse; an jedem der beiden zeigen beide Langseiten dieselbe Darstellung, ebenso
sind die Schmalseiten jedesmal bis auf Kleinigkeiten identisch. An den Langseiten
des Konstantiasargs windet sich eine riesige Wellenranke drei Ringe bildend, die
traditionelle Akanthusranke des schweren Typus, hier infolge des widerstrebenden
Materials von ungelöster wulstiger Gestalt; doch ist sie als Weinranke gemeint, daher
entsendet sie hauptsächlich in die oberen Räume Helikes, annähernd so schematisch
gezeichnet wie am Sarkophag mit den drei in die Weinlese gestellten Guten Hirten
Lat. M n. 183 A (F n. 181). Auch am Konstantiasarkophage geht eine Weinlese vor
sich, in die drei Ringe der Wellenranke sind vier Eroten verteilt. Unterhalb noch
ein Pfau, ein Schaf, und noch ein Erot, der mit beiden Händen eine Girlande vor
sich hält. An den Schmalseiten je eine Kelter unter Weinlaube; drei sich fassende
frontal gestellte Eroten stampfen die hochgehäuften Trauben, aus einem Löwenmaul
fließt der Saft in das mittlere von drei Gefäßen. Die Laube wird von zwei Reb-
stöcken gebildet, sie entfalten sich im Sinne schematischer Wellenranken. Die mächtige
Deckplatte des Sarkophags ist in ihrer oberen Hälfte nach den vier Seiten abgeschrägt,
doch bleibt von der oberen Fläche ein kleineres Oblongum. Am Senkrechten der
Deckplatte hängen Girlanden, an jeder Seite in der Mitte hochgenommen und von einem
herausschauenden menschlichen Kopf getragen. Der Sarkophag ist als christlich zu
bezeichnen. — Der Helenasarg, aus dem Mausoleum an Via Labicana (Tor Pignattara)
bedurfte starker Ergänzungen, deren Umfang Amelungs Skulpturen des vat. Museums III
wohl genau mitteilen wird. Auch hier wiederholen sich an den gegenüberliegenden
Seiten dieselben Darstellungen, in diesem Falle Triumphalbilder; die Sieger sind als
sprengende Reiter gegeben, die besiegten Barbaren schreiten oder knien gefesselt. Der
Sarkophag wurde ursprünglich wohl für einen christlichen Kaiser gearbeitet, der figürliche
Schmuck aber ist nichts weniger als christlich.1)
Strzygowski hat darauf aufmerksam gemacht, daß das Fragment eines mit dem
Konstantiasarkophag nahezu identischen Exemplars sich in Konstantinopel befindet.
Da die übrigen dort teils vollständig teils fragmentarisch erhaltenen Porphyrsärge des
figürlichen Schmuckes entbehren, so glaubt Strzygowski in dem fraglichen Exemplar
einen Rest des Sargs von Kaiser Konstantin dem Großen erblicken zu dürfen; Porphyr-
särge bargen einst in der Apostelkirche die Reste Konstantins und anderer Kaiser des
vierten Jahrhunderts. — Ferner aber zieht derselbe Forscher einen in Alexandrien
gefundenen und im dortigen griechisch-römischen Museum befindlichen Sarkophagdeckel
heran, der wiederum eine fast identische Wiederholung vom Deckel des Konstautia-
sarkophags darstellt. Ein Unterschied ist vorhanden: am römischen Exemplar hängt
an jeder Seite eine lange, in ihrer Mitte gehobene Girlande; dagegen am alexandrinischen

l) Die beiden Sarkophage: Helbig, Führer I n. 322. 326. — Zu Riegl’s Zurückdatierung des
Sargs ins zweite Jahrhundert vgl. Strzygowski, Orient 80, 4.
 
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